Luthers Kathi

Jeszcze Polska nie zginęła, noch ist Polen nicht verloren. Für uns schon. Wie letztes Jahr hat mein Rücken unseren Motorradurlaub sabotiert. Orthopäde, MRT, Ibuprophen und Physio ohne Ende. Nix mit 14 Tage Polen, alle vorgebuchten Hotels storniert, die Liste der Sehenswürdigkeiten, im Müll; alle Vorbereitungen für die Katz. Mist!

Alternative? Rentnerurlaub in der Lüneburger Heide? Spazierengehen, Wacholder, Bienenstöcke  und Heidschnucken zählen? Kann ja ganz nett sein – aber nicht für uns! Daheim bleiben? Sieht ganz danach aus. Frust!

In der Post plötzlich ein Last-Minute-Katalog von Nicko. Oh je! Die Routen wären ja schon interessant – aber wieder mit Rudi unterwegs (Warum hab ich nicht NEIN gesagt? – wenigstens diesmal)…

Die Routen gewinnen.

Berlin-Spandau – Stralsund. Eine Woche mit der „Thurgau Saxonia“ auf den Spuren unserer Motorradtour vom letzten Herbst, der „Grenzerfahrung“: Oder-Havel-Kanal, mal selbst durch das Schiffshebewerk Niederfinow, weiter über das Oderbruch, von dem wir auf den Motorrädern so gut wie nichts gesehen hatten, nach Stettin und bis Stralsund. Gelesen, genehmigt, gebucht. Die letzte noch freie Oberdeckkabine ist unser.

Zwei Wochen vor Abreise ein Anruf aus Stuttgart: „Haben Sie schon in Ihre Mail geschaut? Ihre Reise fällt aus. Das Schiff hat einen Maschinenschaden. Entweder Sie erhalten Ihr Geld zurück oder buchen um.“ Ich liebe sowas…

Geld zurück heißt daheim bleiben, Umbuchen erzeugt Ratlosigkeit. Ein weiteres Telefonat klärt auf, dass die MS Katharina von Bora zur gleichen Zeit die gleiche Route nur andersrum fährt – und nach etwas rumlamentieren erhalten wir nicht nur mehr als die Hälfte unseres Geldes zurück sondern auch noch eine Deluxe- zum Preis einer sog. Garantiekabine – heißt, im Normalfall erhält man zwar garantiert eine Kabine, erfährt aber erst an Bord welche. Einziger Nachteil: Diese Kabinen liegen im Hauptdeck, ihre nicht zu öffnenden Fenster also knapp über der Wasserlinie und mit etwas Pech schaut man im Hafen auf eine Spundwand. Aber egal, wir machen das jetzt und sind gespannt, ob das nach Luthers Ehefrau benannte Schiff ebenso plüschig ist, wie letztes Jahr die MS Heidelberg.

Es geht los

Samstag 15:15 Uhr in Stralsund. Wir schiffen ein (nein, nein, das heißt wirklich so) – und haben Pech. Spundwandblick aus zwei Fenstern. Aber die Kabine ist in der Tat deutlich größer als alle anderen und liegt ruhig mittschiffs (auf der MS Heidelberg hatten Tischnachbarn während unserer Donaukreuzfahrt ihre Garantiekabine achtern über der Maschine, was dafür sorgte, dass nachts an Schlaf nicht zu denken war). Ansonsten ist das Schiff etwas kleiner als die MS Heidelberg und nicht ganz so aus der Zeit gefallen, was das Interieur angeht – allerdings auch nicht sehr viel weniger…

Unsere Kabine liegt „im Keller“
Aussicht: Spundwand

Nächste Überraschung: Der geplante Besuch des Hafens Vitte auf Hiddensee fällt aus, weil das Schiff ab 5 Bft. dort nicht mehr hinfahren darf – und jetzt herrschen 6 bis 7. Na ja, da auch Luthers Kathi, ähnlich wie die „MS Heidelberg“, nur kleiner, eher einer schwimmenden Blechbüchse ähnelt, als einem Schiff und mit 1,20 m Tiefgang vom Wind in die Kategorie „Treibholz“ einsortiert wird, wundert es uns nicht.

Aber dann kommt Kuttel, Joachim Ringelnatzens alter ego, in Person eines Stadtführers, der uns auf einem Rundgang Stralsund auf höchst amüsante Weise näher bringt. 90 Minuten Zeit hatte Nicko ihm gegeben, das Doppelte hätten wir problemlos mitgemacht.

Kuttel Daddeldu als Fremdenführer – oder umgekehrt…

Nun, der Tag war lang, das Abendessen ordentlich, die Crew ist freundlich und die Tischnachbarn erscheinen durchaus erträglich. So klingt schließlich der Abend bei einem Aperol sehr versöhnlich aus – übrigens ganz ohne Rudi. Kathis Bordmusiker ist krank, sein Flügel verwaist. Wir vermissen ihn nicht.

Die Gorch Fock I

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

©2018 by benn-family / Präsentiert mit WordPress