Viereinhalb Tage sollen es werden. Ein verlängertes Wochenende, quasi als Ersatz für den ursprünglich geplanten Urlaub, 10 Tage durch Zittauer-, Iser- und Riesengebirge zu fahren. Corona hatte uns zunächst die Möglichkeiten, später dann die Lust genommen.
Bautzen war bereits als Startpunkt der ursprünglichen Reise gewählt. Schließlich waren wir vor sieben Jahren schon einmal hier; nur war es damals, am 31.10.2013, derart kalt, dass wir uns nicht zu einem längeren Aufenthalt durchringen, den Blick auf die Altstadt nur im Vorüberfahren erhaschen konnten. Aber die Stadt bekam einen sicheren Platz auf unserer Liste noch einmal zu besuchender Städte.
Also rauschen wir nach erledigten Terminen am Donnerstag-Nachmittag bei spätsommerlichen Hochtemperaturen schnell über die A4 dorthin. Ein Hotelzimmer haben wir vorab am Rande der Altstadt reserviert und bereits bei der Einfahrt zur Stadt sind wir sicher, die richtige Wahl getroffen zu haben. Unsere Maschinen finden nach kurzer, heftiger Fahrt über historisch wertvolles Katzenkopfpflaster ihr Logis in einer Garage direkt gegenüber vom Hotel und schon sind wir zu Fuß unterwegs.
Bautzen hat deutlich mehr zu bieten, als die unselige Geschichte des berühmt berüchtigten Gefängnisses aus alten Zeiten und des nicht minder berühmten Senfes. Es ist ein wundervolles Ensemble historischer Bauten, in dem nur wenige neue Wohnplatten aus sozialistischer Zeit den Gesamteindruck zu trüben versuchen. Es gelingt nicht!
Leider ist der mächtige Dom bereits verschlossen als wir ankommen, aber auch ohne den für uns eigentlich obligatorischen Besuch der Ortskirche faszinieren uns die Gassen, die reich verzierten Giebel, die schmucken Fassaden der Gebäude und vor allem natürlich die Burg mit den darunter liegenden, um den Lauf der hier noch jungen Spree herum drapierten Wohngebäuden.
Und das Flair! Überall auf den Plätzen finden sich gut besuchte Lokale, die unter Sonnenschirmen Ess- und Trinkbares feilbieten. Wir können nicht widerstehen, uns an diesem lauen Abend in italienischem Ambiente einen Aperol-Spritz zu gönnen, um die Zeit bis zum reservierten Tisch in einem der sorbischen Lokale zu vertreiben.
Und auch das Warten hat sich gelohnt! Die Speisekarte ist selbst für Nicht-Sorben lesbar, bietet allerlei Leckeres und der Service ist vom Feinsten. Da stört es überhaupt nicht, dass man die wohlmeinenden Sprüche auf Servietten, Bierdeckeln und Zuckertütchen erst verstehen kann, wenn man deren Rückseiten betrachtet. Bei genauem Hinsehen scheint Sorbisch dann allerdings einiges mit dem Tschechischen und Polnischen gemeinsam zu haben.
Nun, alles in allem ist es ein gelungener Abend in einer wahrhaftig sehens- und besuchenswerten Stadt.