Stralsund

Nachdem uns gestern Kuttel Daddeldu höchst amüsant durch Stralsund geführt hatte, strolchen wir heute noch einmal ohne ihn und ohne Zeitbeschränkung, aber durchaus mit der einen oder anderen seiner Erläuterungen im Ohr, hier herum.

Es ist Sonntag, sonnig, windig-kühl, kurz vor 9:00 Uhr und die Stadt schläft noch – zumindest weitgehend, denn in der Freikirche, deren Gemeinde in einem prächtigen Backsteingebäude aus der Hansezeit logiert, schallen durch die hohen gotischen Fensterbögen bereits innig zum Lobe des HERRN gesungene Lieder. Nicht unbedingt schön, aber laut.

Kloster St. Johannes

Am Geburtshaus des bedeutenden Chemikers Carl Wilhelm Scheele, der feststellte, dass Luft aus Sauerstoff und Stickstoff besteht, biegen wir rechts ab, passieren die Ruine des leider geschlossenen St. Johannes Klosters und finden uns in einem romantischen Ensemble kleiner Häuschen, in deren gepflegten Vorgärten Stockrosen und Hortensien mit allen möglichen anderen Pflanzen um die Wette blühen. Eine unerwartete Idylle mitten in der Stadt, in die man sich in Form von Ferienwohnungen einmieten kann.

Idylle mitten in der Stadt

Dann der alte Markt mit der mächtigen Nikolaikirche und dem imposanten Rathaus mit seinem Macht und Reichtum verkündeden Scheingiebel und einem Säulengang, der sehr an das Rigaische Rathaus erinnert. Wer hier von wem abgekupfert hat, blieb schon gestern bei Kuttel im Unklaren. Entweder wusste er es nicht oder hätte zugeben müssen, dass wohl doch Riga die bedeutendere Stadt gewesen war. Geht natürlich gar nicht.

Das Rathaus
Blick in den Rathaushof
Das Tuchschneiderhaus

Gegenüber das prächtige, im Stil der Backsteingotik erbaute Tuchschneiderhaus, welches schmerzlich daran erinnert, wie sich eine für den Normalbürger unverständliche Bürokratie auf Jahrhunderte alte Traditionen berufen kann: Tuchschneider waren nämlich keine Schneider, sondern besaßen lediglich das Recht, von Tuchballen eben jene Menge Stoff abzuschneiden, aus denen richtige Schneider dann Gewänder herstellen konnten, bzw. durften. Mittelalterlicher, durch historische Bürokratie verteidigter Zwischenhandel ohne praktischen Nährwert also – grad so, als wär’s heute gewesen.

Stockrosen vor den Häusern

Und überall vor den Häusern – egal, ob einfach oder historisch pompös – blühen Stockrosen in verschiedensten Farben. Damit hat Stralsund geradezu dänisches Flair – nun, wir sind ja schließlich in Vorpommern, dass uns bereits auf unserer Ostseeradtour 2007 deutlich skandinavischer vorkam als etwa Mecklenburg.

Aber jetzt läuft uns doch die Zeit davon. Also zügig zurück zum Schiff, vorbei am Ozeaneum, dem – nach seinen Besucherzahlen gerechnet – drittgrößten Museum Deutschlands; einem futuristischen Bau, dessen Äußeres aus weißen Schiffsstahlplatten besteht, deren Form vom Wind geblähte Segel assoziieren soll – so die Architekten. Die Stralsunder assoziieren allerdings eher höchst Profanes damit, weshalb das Gebäude gemeinhin „Die Klorollen“ genannt wird.

Das Ozeaneum – die „Klorollen“!

OK, wir sind rechtzeitig zurück und Kathi legt ab, Kurs Lauterbach auf Rügen.

Auf dem Weg nach Rügen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

©2018 by benn-family / Präsentiert mit WordPress