Der Weg nach Santiago de Compostela ist langweilig, nass und kalt. Irgendwie habe ich den richtigen Abzweig verpasst, um an der Küste entlang zu fahren. Ursprünglich hatte ich geplant, über Camota und Noia nach Santiago zu fahren. Aber jetzt sind wir schon in Dumbria und fahren nun eben bis A Cacharosa zurück. Der Regen nimmt kein Ende und von der Landschaft ist kaum wirklich etwas zu sehen. So macht das Fahren überhaupt keinen Spaß.
Schließlich erreichen wir Santiago de Compostela. Der direkte Weg in die Stadt ist allerdings gesperrt, da überall gebaut wird. Wir folgen der Umleitung, „übersehen“ eine Sperrscheibe und befinden uns plötzlich im Gefolge einer Stadtbahn, die Touristen langsam zuckelnd durch die Altstadt führt. Besser konnten wir es eigentlich gar nicht treffen! Diese Bahn fährt garantiert an allen Sehenswürdigkeiten der Innenstadt vorbei und an der Kathedrale können wir dann einfach ausscheren und kurz parken (zumindest, wenn uns bis dahin keine Polizei erwischt hat).
In der Altstadt sind die Wege mit Kopfsteinpflaster belegt, das ist hübsch, aber bei diesem Wetter extrem rutschig. Hinzu kommt, dass die zu Fuß gehenden Touristen für uns wenig Verständnis haben. Ist die Bahn durch, wollen sie in den engen Gassen möglichst sofort wieder deren Platz einnehmen. Dass wir dann noch kommen, nervt ganz offensichtlich. Und schließlich fährt diese Bahn extrem langsam aber konstant, was hohe Anforderungen an das Halten des Gleichgewichts stellt. Stop-and-Go wäre angenehmer. Die Idee mit dem Parken vor der Kathedrale stellt sich dann auch nicht als realisierbar heraus, denn es gibt überhaupt keine Möglichkeit, die Maschinen irgendwo hin zu stellen. Also fahren wir an dem mächtigen Bauwerk vorbei und aus der Altstadt wieder hinaus.
An der letzten Kreuzung der Innenstadt wird der Verkehr von einem Polizisten geregelt, da die Ampel wegen der Bauarbeiten ausgeschaltet ist. Als er uns im Tross der Stadtbahn entdeckt – sie konnte gerade noch die Kreuzung queren, wir mussten schon wieder warten -, ist ihm anzusehen, dass er Mühe hat, sich auf seinem Platz zu halten und uns nicht aus dem Verkehr zu ziehen. Ich glaube, es ist gut, jetzt schnell das Weite zu suchen.
Das finden wir dann auch, indem wir wieder auf die Autobahn AP9 gehen. Bei diesem Wetter können wir so rasch wie möglich nach Portugal weiterfahren – zumal wir heute noch nichts gegessen haben und an der Autobahn irgendwo sicher eine Raststätte zu finden sein wird. Kurz hinter Pontevedra gelingt uns auch das. Eine ganz normale Autobahnraststätte, in der es Essen ohne Ölivenöl gibt und alles richtig gut schmeckt.
Vor Vigo überfahren wir die große Brücke über die Bucht, von der man im Normalfall wohl eine tolle Aussicht auf die Bucht und die Stadt haben dürfte. Heute ist nicht viel zu sehen und es stürmt vom Wasser her – mit dem Erfolg, dass ich mich plötzlich von einer Böe erfasst sehe, quasi angehoben werde und anschließend auf der Überholspur fahre. Hendrik geht es nicht besser. Der Schreck sitzt. Was wäre gewesen, wenn dort jemand gefahren wäre?