Endlich haben wir die Grenze zu Portugal erreicht. Von der Landschaft ist immer noch nicht viel zu sehen und eine Hoffnung auf Wetterbesserung haben wir für heute und morgen aufgegeben – denn auch in spanischen und portugiesischen Zeitungen sind die Wetterkarten graphisch und damit für uns lesbar. Bis Lissabon hängt der Regen an der Küste fest.
In Brago sind wir müde und finden rasch ein Hotel. Billig – und extrem einfach. Aber was soll’s. Aus dem Zimmerfenster schaut man auf das Küchendach und aus dem Küchenabzug wallen Knoblauchdünste in unser Etablissement. Auf Abendessen haben wir keinen Appetit mehr.
Am nächsten Morgen: Frühstück! Etwas unbehaglich begeben wir uns in den ziemlich ungemütlichen Frühstücksraum. Aber wie wird uns! Es gibt Brötchen! Ganz normale, frische, leckere Brötchen! Mit ausreichend Butter, Marmelade und diversem Aufschnitt! Unfassbar! Dazu Orangenbrause und Kaffee bzw. Tee, soviel wir wollen. Es ist nach 1 ½ Wochen der erste Tag, der wirklich gut anfängt! Und mit „Broken-English“, der lingua franca der EU-Behörden, können wir uns sogar weitgehend verständlich machen. Einfach großartig!
Braga hält uns allerdings noch etwas fest. Hendrik braucht Geld und eine Bank mit Automat ist gar nicht so einfach zu finden. Schließlich verfahren wir uns auch noch heftig – wer hätte das gedacht… Als ich mit meinem Latein am Ende bin und einen LKW-Fahrer nach dem Weg nach Guimarães frage und ihm den Ort auf der Karte zeige, fällt der vor Lachen fast aus seinem Führerhaus. „Gimaira“ ruft er unter Lachen, dahin also wollten wir! Na, dann müssten wir… und jetzt folgt eine nicht enden wollende Reihe von Anweisungen, Hinweisen und Straßenempfehlungen, die ich einfach nicht behalten kann. Es sind zu viele, was bedeutet, dass wir völlig falsch gefahren sind. Als er weiter gefahren ist, hole ich das Navi heraus und gebe den Ort ein. Wir sind wirklich am falschen Ende der Stadt.
In Guimarães angekommen, ist das Wetter wider Erwarten deutlich besser geworden, was bedeutet, dass es sonnig und damit auch sofort heiß geworden ist. Und mit der Sonne sehen wir auch etwas von dieser schönen Landschaft um uns herum. Da macht es uns nicht viel aus, dass wir uns – diesmal mit Navi – schon wieder völlig verfahren haben. Den eingegebenen Ort scheint es mehrfach zu geben und wir haben eben den falschen ausgewählt. Soll vorkommen. Das neue Ziel ist Felgueiras. Allerdings müssen wir feststellen, dass die nette Dame von Navigon sich in Nordportugal auch nicht besonders gut auskennt. Sie schickt uns in manchen Städten mehrfach über immer denselben Marktplatz (was dazu führt, dass die alten Männer, die dort Rotwein trinkend in einer Bar sitzen, uns bei der dritten Runde schon fröhlich zuwinken), fordert uns auf, in Gegenrichtung durch Einbahnstraßen zu fahren und verliert auch schon mal völlig die Orientierung – was daran zu erkennen ist, dass wir „jetzt rechts abbiegen“ sollen und damit in einer Haustüre gelandet wären.
Schließlich erreichen wir die N101 und damit auch Felgueiras. Hier gibt es ein McDonalds in der Nähe des Schwimmbades, das wir bereitwilligst aufsuchen. Auf der schattigen Terrasse lassen wir es uns gut gehen und genießen insbesondere die eiskalte Cola.
Landschaftlich lässt die Strecke jetzt keine Wünsche mehr offen. Sanfte Berge, schöne Aussichten, gute Straßen und akzeptable Kurven – was wollen wir mehr. Das ist Genussreisen, wie wir es uns vorgestellt haben! Schließlich erreichen wir den Ort Mesão Frio und uns eröffnet sich ein Panoramablick auf den Fluss Duro, der uns den Atem nimmt. Das hatten wir hier nicht erwartet.
Auch die Weiterfahrt entlang des Duro ist herrlich. Peso de Regua ist zwar wieder mal von Touristen überfüllt, aber auf der anderen Seite der Brücke über den Fluss herrschen wieder Ruhe und einfach nur wunderbare Landschaft. Kurz vor dem Abzweig der N323 nach Tabuaço finden wir ein Café direkt am Fluss. Hier setzen wir uns auf die schattig kühle Terrasse – und vertrödeln einfach die Zeit.
Dann biegen wir auf eben diese N323 ab und klettern auf schmalem, kurvigem Weg nach Tabuaço hinauf. Auf der Höhe geht es weiter bis Arcozelos, wo wir die Stichstraße zur N226 nehmen, auf der wir nach Trancoso fehren. Die Altstadt des Ortes ist vollständig umgeben von einer hohen Stadtmauer und wir drehen eine Ehrenrunde durch die schmalen Gassen, vorbei an kleinen Bars, auf deren Terrassen unzählige Leute vor ihren Rotweingläsern sitzen. Ein schönes Ambiente. Leider müssen wir weiter, denn unser Ziel ist Manteigas im Parque Natural da Serra da Estrela, dem Sterngebirge, und das ist noch ziemlich weit weg.
Wir biegen also auf die N2 bzw. die N17 ab, die hier straßengleich verlaufen und machen erst einmal wieder Strecke. Aber es wird spät und immer später, ohne dass wir „den Sternen“ wirklich so viel näher gekommen wären, dass wir auch noch nach Manteigas hätten fahren können.
Das liegt immerhin im Zentrum der Berge. Kurz vor der Dunkelheit bleiben wir schließlich in Seia, am Fuße des Gebirges. Wir finden Unterkunft am Stadtrand in einer kleinen sehr freundlichen Pension, in der überraschenderweise der Patron recht ordentlich deutsch spricht – obwohl er nie in Deutschland war..