Nachdem wir das Kap verlassen haben, landen wir im Touritrack, der hier auf der Küstenstraße von Ort zu Ort zieht. Eingezwängt zwischen Wohnmobilen und PKW mit Wohnanhänger zuckeln wir von Ampel zu Ampel durch weithin nichtssagende Orte. Der Wind vom Kap wird immer weniger und die Hitze nimmt stetig zu.
In Lagos ist es dann ganz vorbei mit dem Wind. Hier steht die Luft und die Temperatur hat sich bei rund 40°C eingependelt. Wir beschließen die Autobahn nach Faro zu nehmen, um wenigstens etwas Fahrtwind zu haben und dem Fahrzeugtrack zu entkommen, wollen aber erst einmal beim Schachtelwirt (wo sonst?) etwas essen.
Danach steigen wir wieder auf die Maschinen und fahren weiter. Das heißt, ich fahre weiter. Hendrik verzurrt noch irgendwas oder macht ähnliches, im Rückspiegel kann ich das nicht recht erkennen. Folglich drehe ich eine Ehrenrunde auf dem nahe gelegenen Kreisverkehr – und noch eine – und noch eine. Schließlich sehe ich ihn langsam losfahren und biege aus dem Kreisverkehr aus. Hinter dem nächsten Kreisel – hier sind etwa alle 300 Meter solche Einrichtungen – sehe ich ihn wieder nicht mehr und schaue etwas zu lange in den Rückspiegel. Daher merke ich zu spät, dass ich durch langsames Rechtsfahren inzwischen auf einen Abbieger geraten bin und die Hauptstraße verlassen muss. Neben mir PKW, hinter mir auch, da ist kein Platz zum Anhalten oder für einen schnellen Schwenk zurück auf die Hauptstraße.
Nun, nach ein paar hundert Metern wird schon ein Kreisverkehr kommen und dann fahre ich eben rasch zurück. Kurz noch ein Blick in den Rückspiegel und – ich traue meinen Augen nicht: Hendrik fährt auf der Hauptstraße am Abzweig vorbei! Jetzt ist er vor mir, weiß das aber nicht. Er hat keine Karte. Und ich muss immer weiter geradeaus fahren. In der Straßenmitte Betonbarrieren, die ein Wenden unmöglich machen und ausgerechnet jetzt weit und breit kein Kreisverkehr…
Nach etwa einem Kilometer endlich ein Kreisel. Schnellstens zurück und auf die Autobahn. Da werde ich ihn ja wohl bald wieder eingeholt haben. 130 darf man hier fahren. Wenn ich also 160 fahre – mehr traue ich mir mit all dem Gepäck auch nicht zu – habe ich ihn sicher bald. Plötzlich sehe ich nichts mehr! Die Landkarte ist aus der Kartentasche auf dem Tankrucksack herausgerutscht, hat sich entfaltet und vor meinem Gesicht platziert. Auch das noch. Wie wild knülle ich das Teil wieder in die Kartentasche und bin froh, dass alles noch einmal gut gegangen ist. Weit vor mir fährt ein Motorrad!
Nach einigen Kilometern bin ich fast dran. Dass es eine blaue Maschine ist, kann ich schon gut erkennen. Hendrik fährt eine blaue Maschine. Dann eine Raststätte. Da müsste er doch eigentlich rausfahren und schauen, ob ich auf ihn warte. Die Maschine fährt aber weiter und ein paar hundert Meter hinter der Ausfahrt bin ich gleichauf und sehe, dass es nicht Hendrik ist. So ein Mist. Jetzt muss ich bis zur nächsten Raststätte – Parkplätze gab es bisher keine – weiterfahren. Das sind noch einmal 30km.
Nach gut 10km dann doch ein Parkplatz. Ich fahre ab und schaue, ob Hendrik dort wartet. Tut er nicht. Aber mein Handy zeigt eine SMS an. „Wo bist Du?“ Na toll, wenn ich das wüsste… Ich schreibe ihm zurück, dass ich in der nächsten Raststätte auf ihn warte, wo immer er auch jetzt sein mag.
Nach einer Viertelstunde in der Raststätte kommt er tatsächlich angefahren. „Und, wo warst Du?“, frage ich ihn. „Ich bin an der ersten Abfahrt wieder von der Autobahn runter und habe unter der Brücke im Schatten auf Dich gewartet.“ Na toll, da hätte ich ihn nie gesucht! Aber jetzt fahren wir gemeinsam weiter nach Faro.
Faro ist motorradverrückt! Mitten in der Stadt (natürlich) ein Kreisverkehr und in dessen Mitte ein riesiges Monument: Ein Mororradfahrer! Gerade so, als wäre er das Wahrzeichen dieser Stadt.
Wir suchen einen Campingplatz, finden ihn aber nicht. Der nächste macht keinen guten Eindruck und ist weit weg vom Meer. Wir wollen aber am Meer zelten und evtl. sogar einen Tag bleiben. Bei Villa Real de Santo Antonio, direkt an der Grenze zu Spanien, finden wir dann einen Platz, der einen ordentlichen Eindruck macht und fast direkt am Meer liegt. Hier bleiben wir.
Aber nicht zwei Nächte, wie geplant. Denn die Plätze sind relativ klein und die Urlauber versorgen uns bis in den späten Abend hinein, und am frühen Morgen beginnend, mit Musikvideos und Radiomusik. Beides in bunter Mischung. Außerdem sind die sanitären Anlagen eine Katastrophe. Abends stehen die Leute Schlange, um zu duschen, die Toiletten sind dreckig (da lobe ich mir die Heidelberger Podeste, die es hier auch gibt und die scheinbar nur Wenige benutzen) und am nächsten Morgen ist nichts davon gesäubert. Keiner von uns möchte hier länger bleiben.