Die Picos de Europa rufen! Deshalb fahren wir heute von Pechon direkt in die Berge. Enge Täler, herrliche Landschaft, schöne Kurven und in der Regel gute Straßen machen den Tag zu einem echten Erlebnis.
Gegen Mittag sind wir in Potes angekommen. Das ist ein hübscher Urlaubs- und Wintersportort. Natürlich sind auch hier viele Touristen, aber die verteilen sich ganz gut in den verschiedenen Einkaufsstraßen, in denen kleine Händler ihre Angebote zur Schau stellen. Das Ambiente lädt zu Verweilen ein, zumal ein kleiner Fluss den Ort durchzieht und nette Grünanlagen zum Spazierengehen locken.
Unser Problem ist nur, dass wir uns mal wieder völlig verfranst haben und bereits knapp 10 Kilometer auf dem Weg nach Fuente Dé sind, dem letzten Ort in einer Sackgasse von ca. 50km Länge und hoch oben in den Bergen gelegen. Sicher wäre es auch ein lohnendes Ziel, dorthin zu fahren, aber wir wollen ja die N621 weiter fahren. Da hilft nur: Umdrehen und das Navi befragen.
Umgedreht ist schnell. Das Navi zu befragen ist allerdings eine Herausforderung. Wir haben mal wieder Mittagszeit und die Temperaturen halten sich knapp unter Saunaniveau. Im grellen Sonnenlicht lässt sich das Navi nicht ablesen und wenn wir nicht fahren, sagt die nette Dame von Navigon auch nichts. Wenn wir allerdings fahren, schaltet sich das Gerät nach wenigen Metern wieder aus, weil es ihm zu heiß ist – also sagt die nette Dame wieder nichts.
Die Rettung naht in Form einer Motorradgruppe, von der ich hoffe, dass sie den Weg kennt. Denen fahren wir jetzt hinterher. Leider wollen die nach Fuente Dé und fahren dieselbe Strecke, wie wir vorhin, aber jetzt sehe ich das vermisste Straßenschild! Es ist zwar zu einem guten Teil weggerostet und der verbleibende Teil ist auch noch von einem parkenden Auto verdeckt, aber die richtige Straße kann uns nun nicht mehr entkommen!
Wieder fahren wir durch herrliche Landschaften, genießen die Kurven und die Ausblicke und merken kaum, dass die Straße inzwischen deutlich schlechter geworden ist. Viele Schlaglöcher, Splitt und Steine lassen aus der Fahrt ein kleines Off-Road-Erlebnis werden.
In Boca de Huérgano rasten wir in einem Hotelgarten im Schatten herrlicher alter Bäume und verzehren mal wieder eines der fett-triefenden Mittagessen: Frittierter Schinken, halb gare Pommes und Spiegeleier, schwimmend in mehr als reichlich Olivenöl.
Danach geht es am Embalse de Riaño entlang, einem tiefblauen, zerklüfteten Bergsee, der uns phantastische Ausblicke bietet. Hier könnte man ewig fahren oder auch stehen bleiben und das Panorama bestaunen. Für uns heißt es aber jetzt Abschied zu nehmen von den Picos und in Richtung Asturien weiter zu fahren.
Praktisch mit Überschreiten der Provinzgrenze ändert sich das Landschaftsbild. Vorher braun und karg, ist es jetzt die Farbe grün in allen Schattierungen, die uns begleitet. Da bemerkt man kaum, dass die Straße inzwischen noch schlechter geworden ist und neben Steinen, Splitt und heftigen Schlaglöchern auch noch Kuhfladen hinzugekommen sind. An ein rasches Bergabfahren ist gar nicht zu denken.
In der Nähe von Gijón wechselt die Straße dann öfter zwischen Landstraße und Autobahn, so dass wir hier doch wieder zügiger vorankommen. Als Ort für die Übernachtung haben wir Cudilero vorgesehen, nachdem wir in einem Hotelkomplex an der Landstraße wieder mal keinen Platz bekommen hatten. Aber der Ort ist auch total überfüllt und es stinkt hier gottsjämmerlich – und zwar nicht nur nach Fisch, was in einem Fischerdorf sicher nicht ungewöhnlich wäre, sondern nach einem unergründlichen Chemiemix.
Also: Zurück auf die Autobahn. In Llanorozzo finden wir schließlich ein uriges Hotel, in dem wir – leider für viel Geld – ein Zimmer bekommen und abends ein richtiges Abendessen erhalten. Leider auch für viel Geld.