Au revoire Bretagne

So ereignisreich der Mittwoch auch war, so deutlich hat er uns doch gezeigt, dass wir hier und jetzt den falschen Urlaub machen.

Da wäre zunächst das ständige Autofahren, das in Frankreich mehr als nervt. Früher gab es hier zwei goldene Regeln im Verkehr: An Kreuzungen galt „wer zuerst bremst, hat verloren“ und auf der Strecke hieß es, „wer später bremst ist länger schnell“. Vereinfacht gesagt, dem französischen Autofahrer war der Begriff „Geduld“ völlig fremd.

Heute haben rigorose  Tempolimits, zahllose Kreisverkehre und mehr oder weniger gut getarnte Blitzerinstallationen dem Verkehr zwar das Tempo entzogen, aber „Geduld“ ist noch immer ein Fremdwort. Jeder will, so schnell es eben zugelassen ist, ans Ziel.

Um diesem Umstand gerecht zu werden, fahren alle mit Tempomat. Immer! Und überall! Egal, ob in einer 30er-Zone, wo zahlreiche Bumper die Fußgänger auf ihren Überwegen schützen sollen, oder auf der Autobahn bei 130 km/h Vmax.

Wenn der deutsche Autofahrer  – in diesem Fall also ich – mal etwas langsamer fährt, um sich etwas anzuschauen, sich zu orientieren oder einfach um Bremsen zu können, falls in einer engen Dorfstraße von einem am Rand parkenden Fahrzeug plötzlich die Tür geöffnet wird, kann er sicher sein, dass es einen hinter ihm Fahrenden gibt, der gefühltermaßen bereits auf seinem Rücksitz Platz genommen hat und nur allzugerne vorne das Gaspedal bedienen würde.

Auf Autobahnen ist das alles total entspannt  – schließlich fahren alle immer nahezu gleich schnell und lediglich die unterschiedliche Kalibrierung der Tachos ergibt kleinste Unterschiede – da fährt man schon mal 40 Kilometer hinter demselben Vordermann her. Aber auf Landstraßen und in Ortschaften ist das nerv- und kräftezehrend.

Wir überlegen daher, nicht mehr von Hotel zu Hotel zu reisen, sondern für die nächsten jeweils drei bis vier Tage eine Gîte zu buchen. Wie naiv! Sind diese Unterkünfte nicht irgendwo im Nirgendwo, von wo aus man wieder stundenlang über Landstraßen und durch Kreisverkehre hätte kurven müssen, um zu irgendwelchen Sehenswürdigkeiten zu gelangen, werden Preise aufgerufen, die an einen Luxusurlaub erinnern: Pro Tag ab 200  Euronen und deutlich aufwärts.

Frankreich hat Ferien und das Angebot umfasst  eben nur noch die letzten, quasi aus Kostengründen übrig gebliebenen Quartiere. Die allerdings sprengen unser Budget!

Hinzu kommt, dass sich das Wetter grundlegend ändert. Lag es bislang irgendwo zwischen warm und kaum erträglich, ist es jetzt windig,  kühl und regnerisch  – und so soll es auch bleiben.

Ergo: Wir entscheiden uns zum Schonen unserer Nerven und unseres Reiseportemonnaies, packen ein letztes Mal den Koffer und beschließen, in zwei oder drei Tagen wieder zu Hause zu sein.

Wo wir jetzt, nach zwei Tagen Regenfahrt angekommen sind!

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