Bloomsday in Guinnesstown

Heute ist Freutag! Wir sind in Irland, diesmal aber in der Republik, haben keinen Ausflug gebucht und konnten tatsächlich mal ausschlafen! Unser Programm: Dublin auf eigene Faust erkunden.

Penny Bridge

Also ausgiebig frühstücken, die für Ausflüge notwendige Ausrüstung ordnen: Jacken, Mützen, Kameras – man will schließlich als Tourist erkannt werden – und ab mit dem Shuttlebus in die Stadt. Dort dann direktes Umsteigen in einen HopOn-HopOff-Bus, in dem es anstatt des üblichen Tonbandes eine quicklebendige deutsche Reiseleitung gibt. Sehr erfreulich!

Molly Malone (an manchen Stellen schon etwas blank gescheuert…)

Als erstes fallen uns einige altmodisch gekleidete Menschen auf, die aussehen, als wollten sie zu einem Kostümfest aus der Jahrhundertwende. Wir werden aufgeklärt: Heute ist Bloomsday!

Bloomsday? Irischer Feiertag? Nein, Leopold Bloom ist die Hauptfigur im Roman Ulysses von James Joyce, einem der bekanntesten Söhne Dublins. In Anlehnung an Homers Irrfahrten des Odysseus (im Englischen Ulysses) schildert Joyce darin den 16. Juni 1904 im Leben dieses Mannes. Das wiederum veranlasst die Dubliner sich jedes Jahr am 16. Juni kleidungsmäßig ins Jahr 1904 zurück zu versetzen. Und heute ist der 16. Juni!

Unsere Fahrt geht vorbei am Parlamentsgebäude zum Rathaus. Ob es nun am Bloomsday liegt oder einfach daran, dass wir Glück haben, erfahren wir nicht, aber heute ist das Rathaus für Publikum geöffnet – und das ist es immer nur an einem einzigen Tag im Jahr. Na schön…

Nach ein paar Schlenkern vorbei an bedeutenden Kirchen, bedeutenden Whiskeybrennereien – alten und neuen – und ebenso bedeutenden anderen Gebäuden erreichen wir Guinness. Könnte es hier überhaupt Bedeutenderes geben? Die Brauerei gleicht einem kleinen Stadtteil. Hübsch ist das alles nicht, aber eben bedeutend!

Die Story beginnt 1725 mit Arthur Guinness aus Celbridge. 1752 erbt er 100 Pfund und beginnt Ale zu brauen. 1759 zieht er nach Dublin um und schließt dort für seine neue, erweiterte Brauerei einen Grundstückspachtvertrag über (sage und schreibe) 9.000 Jahre zu gleichbleibenden Konditionen ab. Das nennt man Weitblick! Nun, wie es weiter gegangen ist, kann man von der Fremdenführerin erfahren, im Internet nachlesen oder man läuft einfach mit offenen Augen durch die Stadt.

Bereits nach wenigen Minuten, am Bahnhof und am River Liffey angekommen, findet sich nämlich schon der nächste kleine Guinness-Stadtteil. Und in der Stadt selbst, von der gesagt wird, man könne keine 100 Meter laufen, ohne nicht mindestens einem Pub begegnet zu sein, gibt es wohl nicht einen einzigen, der nicht mit dem bekannten Logo der irischen Harfe werben würde.

Ach ja, die Harfe. 1862 entstand das Logo mit der irischen Harfe. Aber es gab Ärger mit der Regierung, die ihr Wappen nicht auf einer Bierflasche sehen wollte. Nach einigem Hin und Her einigte man sich. Guinness gab auf – und? Drehte die Harfe einfach auf links.

Wir machen Hop-Off und suchen jetzt einen solchen Pub, denn der kleine Hunger ist wieder da und er hat diesmal den kleinen Durst mitgebracht. Allerdings ist es in der inneren Stadt völlig unmöglich, eine Lokalität zu finden, in der nicht Fußball im Fernseher läuft oder irische Folklore gebrüllt wird – in manchen auch beides. Überdies sind alle Etablissements beängstigend voll und die Preise abenteuerlich. In der Abbey Street finden wir aber schließlich doch noch einen geeigneten Ort, um in Ruhe ein großes (!) Guinness und eine kleine Mahlzeit zu uns nehmen zu können.

Trinity College

Auf dem Rückweg machen wir noch einen Abstecher ins Trinity College. Was für ein schönes Ensemble alt ehrwürdiger Bauten, gepflegter Rasenflächen und uralter Bäume, alles auch wieder garniert mit Verkleideten á la 1904. Hier zu studieren wäre schon stilvoll…

Sweny’s Pharmacy

Und schließlich noch eine Überraschung: Gleich um die Ecke der Haltestelle vom Shuttle zum Schiff finden wir Sweney’s Pharmacy, jene Drogerie, in der Leopold Bloom seine Lemon Soap kaufte. Da müssen wir natürlich noch einmal rein schauen.

Es riecht herrlich nach dieser Seife und in dem ohnehin historischen Ambiente der Ladeneinrichtung sind alle Mitarbeiter wie selbstverständlich dem Anlass entsprechend gekleidet. Klasse, wie sich so der Kreis des Tages schließt!

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