Achill Island

Montagmorgen scheint nicht gerade die Sonne aus blauem Himmel, aber es reicht für die Tour nach Achill-Island, ca. 120 km nord-westlich von Cleggan. Wir nehmen wieder die N59, die wir ja schon von unseren vorherigen Touren ganz gut kennen, fahren aber diesmal weiter nach Norden, zunächst einmal am Killary Fjord entlang bis Clog, um von dort aus in groben Zügen dem Lauf des Erriff-Rivers in seinem zunächst schmalen, später sich immer mehr aufweitenden Tal zu folgen.

sanfte Berge
Die sanften Berge von Connemara

Und da sind sie wieder, diese unendlich sanften Berge, die so aussehen, als wären sie mit saftig grünem Moos bewachsen, das in dicker, pluffiger Schicht irgendwann ins Tal hinab gerollt, dort von Steinmauern gebändigt, zu mehr oder weniger ordentlichen Rechtecken geformt, heute ein Gesamtbild ergibt, das mit dem Wort „Meadow“ seinen – wie ich finde – weichen und gut passenden Ausdruck findet. Es ist die Rückseite bzw. Fortsetzung der Berge aus dem Connemara National Park, den wir während unserer Transferfahrt von Ballyvaughan nach Cleggan schon einmal auf der R336 durchfahren hatten.

Irgendwo zwischen Liscarney und Knappagh sehen wir links den Croagh Patrick, den heiligen Berg Irlands, in dessen Mitte man, wie einen Scheitel, eine grau leuchtende Schneise bis zum Gipfel ausmachen kann. Es ist der Pilgerpfad, auf dem jährlich am letzten Sonntag im Juli rund 25.000 Pilger den Berg besteigen, um den heiligen Patrick, den Patron Irlands, zu ehren, der hier einst 40 Tage gefastet und eine Kapelle erbaut hat.

St. Patrick
Der „Nationalberg“: Croagh Patrick

Dann Westport. Eigentlich keiner Erwähnung wert, wäre da nicht dieser merkwürdige Kreisverkehr, der gar keiner ist. Eine Säule mit Statue in der Mitte eines Platzes. Man fährt darauf zu und die rechte Spur (erinnerlich: hierzulande die Gegenspur) „verschwindet“ nach rechts. Ok, das ist normal. Nun links um die Säule herum und es kommt eine rehte Spur wieder hinzu – allerdings in derselben Fahrtrichtung. Wir sind in einer Einbahnstraße. Wie geht das denn? Wenn man glaubt, man hätte sich gerade ganz ordentlich an das Linksfahren gewöhnt, erfordert diese Srtaßenführung schon einiges an geistiger Leistung, um nicht einfach anzuhalten und sich Klarheit verschaffen zu wollen. (Auf dem Rückweg dann die Auflösung des Rätsels: Die dritte, von rechts in den „Kreisel“ einmündende Straße ist auch eine Einbahnstraße, die sich einfach aufteilt!)

westport
Westport: Wieder eine der typischen irischen Kleinstädte.

Bei Newport entfernen wir uns schließlich von den Bergen und fahren bei Achill auf der R319 über eine weiße Klappbrücke (die leider nicht aufklappt) auf die gleichnamige Insel.

Brücke nach Achill Island
Über die Klappenbrücke erreichen wir Achill Island
Achill island
Die verstreue Siedlungsform erinnert ein Wenig an Europas Norden.

Zunächst wird die Landschaft weiter, die flachen, meist weißen Häuser stehen in einer Art Streuverbund, um einen Ort, ein Dorf zu bilden. Ich fühle mich ein wenig an Skandinavien, an die Gegend um Tromsø erinnert. Aber bei Dooagh geht es dann richtig los! Immer hart am Abgrund entlang, schlängelt sich die Straße zunächst hinauf, wobei sie schöne, aber für meine Höhenangst wenig erbauliche Ausblicke auf die Steilküste bietet.

Achill island
Auf dem Weg zur Keem Bay – immer nahe am Abgrund entlang

Über eine Kuppe und in einigen schönen Kurven geht es danach wieder hinab bis zur Keem Bay, einer Bucht mit feinem Sandstrand und blau schimmerndem Meer, dass in leichten, weiß bekrönten Wellen eben dort seinen Auslauf findet.

Keem Bay pano
Die Keem Bay. Ein Panorama, das zu Bleiben einlädt.

Die Straße endet in einem Parkplatz einige 10 Meter über der Bucht, sodass wir bei dem gerade herrlich sonnigen Wetter einen atemberaubenden Ausblick auf das Panorama der weich abfallenden, dunkelgrünen Insel rechts und ihrer wild zerklüfteten Küstenlinie links, hin zu den fernen, quasi gegenüber liegenden, blausilbernen Felsen bei Dooega Head und der beinahe schon am Horizont sichtbaren, nahezu transparent erscheinenden Insel Clare Island haben. Wahnsinn! Das muss man einfach mal gesehen haben. Da lohnt sich auch ein weiter Weg!

in den Abend fahren
Gegen die Sonne in den Abend fahren – oh, wie kitschig…

Zurück geht es nach einem guten Imbiss in der Bar „The Amethyst“ in Keel über dieselbe Strecke, wie auf dem Hinweg. Allerdings sieht auch heute die Landschaft von der anderen Seite befahren, wieder ziemlich anders aus als am Vormittag. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass wir jetzt gegen die Sonne, in den Abend hinein fahren – oh, wie kitschig…

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