Donnerstag. Der Wind hat sich gelegt, der Wetterbericht verspricht einen schönen Tag. Beim Frühstück im Wintergarten unseres Cottages leuchtet blauer Himmel durch das Glasdach – zumindest zeitweise.
Unser heutiges Ziel, Cong, ist etwas weiter entfernt, weshalb wir zum Einen etwas eher aufbrechen als sonst und zum Anderen weniger die kleinen gewundenen Straßen bemühen, sondern die, auf denen man auch mal mit 100 km/h voran kommt (trotzdem wird es manchmal eng).
Auf der teils schnurgeraden N84 hinter Galway, die recht gut mit der Attraktivität einer oberitalienischen Landstraße durch die Po-Ebene konkurrieren kann, kommt man allerdings auch bei 100 km/h schon mal ins Dösen. Links und rechts Felder oder Weideland, ab und an eine niedrige Brücke über einen Entwässerungsgraben oder einen kleinen Fluss, mehr nicht. Aber das sind letztlich nur zehn der zu fahrenden 80 Kilometer. Danach wird die Landschaft wieder interessanter.
Ankunft in Cong, einem kleinen Dorf mit knapp 150 Einwohnern in der Grafschaft Mayo. Es liegt zwischen zwei Seen, dem Lough Mask und dem Lough Corrib, dem mit 200 qkm größten See der Republik Irland. Beide sind unterirdisch miteinander verbunden und fließen damit quasi gemeinsam über den Fluss Corrib durch Galway in den Atlantik ab. Der Ort selbst punktet mit seiner „Cong-Abbey“, einer im 12. Jahrhundert gegründeten Augustiner-Abtei, die – wie so häufig – auf einer weitaus älteren Gründung beruht. Heute eine Ruine.
Nachdem wir etwas gegessen haben, schlendern wir durch den Klosterpark, statten „Monks Fishing Cottage“ einen Besuch ab, den Resten eines kleinen Hauses, das früher zum Fischfang genutzt wurde. Direkt über einem, die Seen verbindenden Wasserlauf erbaut, befindet sich im Fußboden eine rechteckige Aussparung, durch die man Schnur und Haken hinab lassen konnte. Der Kamin gleich daneben ermöglichte dann das Räuchern oder Braten des Fanges, bzw. einfach nur das Heizen des Raumes. Höchst praktisch!
Dann die Abby selbst. Einige Mauern sind erhalten und einzelne Teile des Kreuzgangs, d.h. man kann um den einstigen Innenhof gehen, bleibt aber unbedacht. Diese Teile existieren nicht mehr. Und schließlich noch die Klosterkirche. Auch sie reichlich verfallen, ziemlich schmucklos. Natürlich hat es seinen Reiz, hier durch zu gehen und sich eine Vorstellung davon zu machen, wie es früher wohl gewesen sein muss, mit der Abtei, der Kirche, dem Friedhof und dem Park. Andererseits ist man auch schnell durch. Viele alte Steine halt. Nur der Friedhof wird noch genutzt.
Wir machen uns auf den Heimweg, fahren zwischen den beiden Seen hindurch und weiter am Nordufer des Lough Corrib. Eine sehr schöne Strecke mit wunderbaren Aussichten auf den in der Sonne silbern glänzenden See, die vielen kleinen grünen Inseln darin und die das Panorama umrahmenden, grün-braunen Maumturk Mountains.
Ab Maum geht es wieder nach Süden und in Maam Cross biegen wir auf die N59 in Richtung Galway ab. Jetzt folgt eine flotte Fahrt durch nahezu unbewohntes Moor- und Heideland, in dem warme Rot-, Braun- und Olivtöne in der Landschaft vorherrschen.
Damit ist diese Strecke ein farbliches Alternativprogramm zum eindeutig grün dominierten Hinweg und zur grau-grünen Gegend auf und um den Burren. Erstaunlich, dass auf einer Distanz von nur wenigen Kilometern derartige Unterschiede im Landschaftscharakter existieren.
Nachdem wir Galway so gut es geht umfahren haben, legen wir auch heute wieder einen Kulturstopp ein – und zwar bei Dongory Castle. Mehrfach sind wir schon daran vorbei gefahren, immer waren zahlreiche Touris auf dem Weg zum oder vom Castle. Jetzt will ich selbst sehen, was dort sehenswert ist: Leider nichts. Die Burg ist zwar gut erhalten, es gibt sogar ein kleines Restaurant im unteren Teil des Turmes, aber ansonsten ist sie einfach leer. Man geht hinein, schaut sich um, sieht außer Rasen nichts Interessantes und geht wieder. Von außen schön anzusehen ist sie trotzdem.
Wir beschließen diesen feinen Fahrtag bei Mr. Kebab mit den üblichen „Beilagen“ zu Pommes und Cola, sowie im Pub mit dem obligatorischen Guinness!
Freue mich, dass auch bei euch das Wetter wieder besser geworden ist. Dadurch wird ja auch das Fahren angenehmer und der Blick schweift doch häufiger in die Umgebung. Wir hatten gestern Dauerregen, tat aber der Natur sehr gut. Tschüss bis zum nächsten Bericht.