Unsere Maschinen

Wie alles begann:

Bevor ich 2002 meinen Motorradführerschein gemacht hatte, war ich intensiv auf der Suche nach einer passenden Maschine gewesen und nach bestandener Prüfung auch diverse Fahrzeuge probegefahren. Die K1200 von BMW war mir auf kleinen Bergstraßen zu anstrengend, die 900er Diversion von Yamaha gefiel mir wegen des Kardanantriebs nicht so recht und die damalige AfricaTwin von Honda fuhr zwar fast wie von selbst durch alle Kurven, aber ich fand sie entsetzlich hässlich. Außerdem konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen, dass ich jemals etwas anderes als Asphalt unter den Reifen haben würde…

Die großen…

Die erste unserer Maschinen: Mine Honda SevenFifty
Meine erste Maschine: Honda SevenFifty.

Also wurde meine erste eine rote Honda SevenFifty. Einen richtigen Namen hat sie nie bekommen, aber ein Kollege bezeichnete sie mal als Eisenschwein und so ganz unrecht hatte er wohl nicht damit, obwohl das Gewicht von 233 kg (vollgetankt) nicht gerade übermäßig ist. Aber 73 PS und 62 Nm Drehmoment sind eben auch nicht besonders üppig – insbesondere nicht, wenn man mit dem luftgekühlten Saugmotor vollgepackt in die Alpen fahren will. Da muss zwischen den Kehren am Großglockner dann eben doch mal etwas kräftiger am Gashahn gezogen oder am Hochtor etwas Geduld aufgebracht werden, um mit den Kollegen mit oder vom Parkplatz wenigstens einigermaßen zügig wieder los zu kommen.

Mir war das zunächst alles völlig egal. Als Anfänger hatte ich eine geduldige Maschine, die mir kaum etwas übel genommen hat. Was sie nicht mochte, war schlechtes Geläuf in Kurven. Da stempelte sie dann schon mal mit dem Hinterrad. So gar nicht ihr Ding waren auch die Längsrillen in Norwegens Straßen, die dort im Winter von den Schneeräumern für den Sommer hinterlassen werden. Regnete es, hatte der Vorderreifen stets das Bedürfnis, dem Weg des Räumfahrzeuges zu folgen, d.h. war dieses irgendwann von der Straße zu einem Bauernhof abgebogen, wollte auch meine Maschine dort hin. Gewöhnungsbedürftig.

Die zweite unserer Maschinen: Honda CBF 1000
Die Ablösung: Honda CBF 1000

Nach sieben Jahren und knapp 40.000 km trennten sich dann unsere Wege, denn bei meinem freundlichen Honda-Händler stand eine schwarze CBF 1000 – und die hatte es mir angetan. Sitzprobe, Probefahrt und eine kurze Diskussion über den Restwert meiner Roten, dann war sie mein!

98 PS und 93 Nm Drehmoment, dazu eine Einspritzung anstatt der Vergaser, das war für mich ein echter Fortschritt. Und der sollte dann 2010 auch gleich auf einer großen Reise durch Spanien und Portugal ausgekostet werden. Was mir nicht gefiel, war die Scheibe, die bei höherer Geschwindigkeit oder bei LKW-Gegenverkehr stets für heftiges Schütteln in Kopf und Oberkörper sorgte. Sie wurde gegen eine aus dem Zubehörlager ersetzt, was zwar der Optik nicht gerade zu Gute kam, aber durchaus der Fahrstabilität. Auch war die Sitzbank – genauso, wie die der Roten – nach etwa vier Jahren weich gesessen und wurde durch eine Reisesitzbank ersetzt.

Ein Problem hatte die 1000er immer schon mit der Elektrik: Im warmen Zustand fuhr sie manchmal einfach nicht wieder los, wenn sie kurzzeitig, z.B. beim Tanken, abgestellt war, einmal ist sie mir bei 110 km/h während der Fahrt einfach ausgegangen, sprang aber nach etwa 10 Minuten klaglos wieder an, und zu guter Letzt ist mir in Italien dann auch noch die Lichtmaschine abgeraucht. Das muss man mögen… Trotzdem, insgesamt war sie ein williges und gutmütiges Arbeitstier, das fast alles mitmachte, außer wassergebundenen Oberflächen und geschotterten Straßen in Lappland.

Leider war sie auch etwas schwer. Mit 252 kg Leergewicht hatte ich immer – und insbesondere beim Rangieren vor der Haustür – das Gefühl einen kleinen Elefanten bewegen zu müssen. Und mein Rücken hatte während der Norwegenfahrt 2016 dringend zu längeren Federwegen geraten! Man wird ja nicht jünger. Deshalb begab ich mich Ende 2016 auf die Suche nach einer etwas leichteren und besser gefederten Maschine, die auch mal eine Schotterpiste übersteht – gemeinhin Reiseenduro genannt.

Die vorerst letzte unserer Maschinen: Eine Triumph Tiger 800 XRx
Die vorerst letzte: Triumph Tiger 800 XRx

Aber da begann das Problem: Ich bin kein Freund von zwei Zylindern. Zu ruppig und zu schaltintensiv. Und die Alternativen? Hondas CrossTourer erklimme ich nur mit Mühe, meine 1,8 Meter entstammen wohl eher der Körper- als der Beinlänge und das macht dann nicht jede Fahrt, sondern jeden Stopp zum Abenteuer (komme ich mit den Füßen auf den Boden oder nicht…), und der kleinere CrossRunner hört sich an wie ein Traktor mit seinem V4-Motor; auch nicht mein Ding.

Was bleibt also? Genau: 800 ccm, drei Zylinder in Reihe, schrilles Fauchen und super Handlichkeit. Ein kleiner Tiger – 95 PS, 79 Nm und 191 kg Trockengewicht. Ergo wechselte die Schwarze nach acht Jahren und über 51.000 km den Besitzer und ich die Marke. Jetzt werden wir sehen, ob und wie wir zueinander passen. Dei ersten 1000 km waren schon mal vielversprechend.

…und die kleinen.

2013 überraschte mich meine bessere Hälfte mit dem Wunsch, den Führerschein Klasse A machen zu wollen. Bis dato war ihr das Motorradfahren völlig egal gewesen. Aber verschiedene Veränderungen in unserem Freundeskreis (von Verkehrsunfall bis zu neuer Lebensgefährtin) und die Tatsache, dass inzwischen beide Kinder auf eigenen Maschinen unterwegs waren, hatten ihre Ansicht geändert.

Allerdings wollte sie keine theoretische Prüfung machen, sondern einfach vom A1 (bei Klasse 3 ja noch enthaltenen) auf A2 erweitern. 48 PS sollten dann für zwei oder drei Jahre erst einmal reichen, um sich ans Motorradfahren zu gewöhnen – zumal, wenn man keine 20 mehr ist…

Die erste von Nicoline: Eine Honda CBF 500 F
Ihre erste: Honda CB 500 F

Im Herbst, nach bestandener Prüfung, ging also die Suche los, nach einem Bike, das der PS-Beschränkung einerseits als auch den eigenen geschmacklichen Vorstellungen genügt und so niedrig ist, dass nicht auch hier jeder Stopp zum Abenteuer wird. Gar nicht so einfach, aber all das fand sich schließlich in einer weißen Honda CB 500 F, die um 4 cm tiefer gelegt wurde und mit 185 kg Leergewicht auch keine Bodybuilderin zum Rangieren erfordert.

Was dann kam, hatte ich allerdings nicht erwartet: Meine jährliche Kilometerleistung verdoppelte sich, da ich plötzlich jemanden an meiner Seite hatte, die ganz wild darauf war, Erfahrung (in Form von km) zu sammeln und bei jeder passenden Gelegenheit losfahren wollte. Eigentlich wohl eher für kleine Touren und für die Stadt gedacht, musste diese Maschine wirklich zeigen, was in ihr steckt: Mal eben 1.000 km zum Familientreffen, weitere 1.000 zum Motorradtreffen, 2.000 in den Schwarzwald, 4.000 nach Frankreich und 6.000 zum Nordkap (ich frage mich, wie viele dieser kleinen Hondas wohl schon mal da oben waren…?). So kamen in drei Jahren über 25.000 km auf den Tacho.

Die aktuelle: Triumph Tiger 800 XRx (Low)
Die Neue: Triumph Tiger 800 XRx (Low)

Dann die Erweiterung von A2 auf den offenen A im Frühjahr 2017 und auch bei ihr der Wunsch nach etwas mehr Federungskomfort, besserem Gepäcktransport auf langen Reisen und der Möglichkeit, auch nicht-asphaltierten Straßen wenigstens mit einer gewissen Gelassenheit begegnen zu können – denn das war uns in Norwegen auf dem Weg zum Ende der (westlichen) Welt nach Jakobselv dann doch auf die Füße gefallen. Und da es nichts Sinnloseres gibt, als die reichste Leiche auf dem Friedhof zu sein, gab es jetzt auch für sie einen kleinen Tiger – aber natürlich als Low-Version (Babytiger) und (ebenfalls natürlich) in weiß! So werden auch die kleinen groß…

Unsere Erfahrungen nach gut 25.000 km

Drei Urlaubsreisen haben wir inzwischen mit den kleinen Tigern gemacht (in den Schwarzwald, Rund um die Ostsee und nach Irland). Dazu kommen jedes Jahr etwa zwei bis drei Kurztouren, sodass wir inzwischen ganz gut ein erstes Fazit ziehen können, was die Maschinen und ihre Tauglichkeit für uns angeht.

Beide Tiger sind handlich, wendig und absolut gutmütig! Letzteres betrifft insbesondere den ungeheuer elastischen Motor. Fährt man müde auf einen Parkplatz und schaltet vor dem Abstellen nicht zurück, macht es der Maschine überhaupt nichts aus, nach dem Essen auch im vierten Gang wieder loszufahren. Kein Ruckeln, kein Klappern, kein Jammern. Das Einzige: Sie zieht natürlich nicht los, wie angestochen (aber wer hätte das auch erwartet).

Diese Gutmütigkeit bezieht sich ebenso auf das Verhalten bei Nässe und auf unbefestigten Wegen. Klar, beides ist zu allererst immer abhängig von den Reifen, aber selbst mit der Standardbesohlung kann man Schotterstraßen und Waldwege befahren, ohne in Angstschweiß auszubrechen und benötigt den „Regenmodus“ aus dem Mäusekino eigentlich nicht.

Und die Fahrleistungen insgesamt? Für uns völlig ausreichend. Die von manchen vielleicht als etwas mager angesehenen 95 PS reichen uns sehr gut aus, um auch mit viel Gepäck genüsslich Urlaub zu machen (und da wir schon immer mit den Convenience-Produkten der Outdoor-Industrie reichlich gesegnet waren, trifft das Wort viel auf uns in jedem Urlaub zu).

Anzumerken ist allerdings, dass der Spaß nicht ganz billig ist – außer man schraubt gern. Weil ich aber der begnadetste Schrauber unter der Sonne bin, dem bereits beim schlichten Anblick eines Werkzeuges selbiges aus der Hand gefallen ist, muss ich also ab und an tief ins Portemonnaie greifen (ok, Öl nachfüllen kann selbst ich).

Trotzdem fällt unser Fazit eindeutig aus: Tolle Maschinen!