Route des Grandes Alpes – wir kommen!

Nach einem verspäteten Frühstück (hier sind verabredete Uhrzeiten offenbar nur Richtwerte) und der überraschenden Abreise aller Senioren (sie hatten lediglich 14 Tage Urlaub gemacht), starten wir zur Route des Grandes Alpes, einer Strecke mit 16 Alpenpässen, die von Thonon-les-Bains am Genfer See nach Menton führt. Sechs dieser Pässe wollen wir befahren und den Kleinen St. Bernhard nehmen wir als Zubringer zur Hauptroute bei Bourg-St.-Maurice.

Talschluss am Mont Blanc

Um keine Zeit für die Berge zu verlieren, entscheiden wir uns im Aostatal wieder für die Autobahn. Eine gute Wahl. Auf der Landstraße wäre der Vormittag für den Weg draufgegangen. So dauert es knapp eine Stunde bis der massige Mont Blanc vor uns auftaucht und das Ende des Tales signalisiert. In Prè-St-Didier biegen wir links ab zum Pte. St. Bernard.

Steil und in engen Spitzkehren geht es hinauf. Das macht Spaß, zeigt mir aber, wo meine fahrerischen Grenzen sind: Im Ausgang der Innenkehren gerate ich fast immer auf die Gegenspur. Für mich ist der Schwierigkeitsgrad „mittel bis schwer“ durchaus nachvollziehbar. Dann wird die Straße zur Baustelle. Eine Hälfte des Asphalts fehlt, es gibt keine Seitenbegrenzung mehr und der Blick kann ungehindert weit ins Tal gehen. Ich fühle mich unwohl. Meine Höhenangst beginnt sich bemerkbar zu machen. Ablenkung schafft die Tatsache, dass Dennis tanken muss und wir uns ernsthaft fragen, ob es hier oben Tankstellen geben wird. Aber ja, es gibt eine! In La Thuile, kurz vor Erreichen der Passhöhe.

Abfahrt vom Pte. Saint Bernard

Anschließend geht es in langen Serpentinen mit weiten Aussichten bergab bis wir ab La Rosiere auf einer kleinen Nebenstraße noch einmal in ein Gewirr engerer Kurven und Kehren bis St.-Foy-Tarentaise geführt werden. Eine wirklich schöne und lohnende Abfahrt. Danach fahren wir auf prächtig ausgebauter Straße in rauschender Fahrt durch das Hochtal der Isère nach Val-d’Isère.

Blick auf Val d’Isère

Von dort steigen wir auf zum Col de l’Iseran, dem mit 2.764 m höchsten überfahrbaren Gebirgspass der Alpen mit herrlichen Ausblicken. Den Kleinen St. Bernhard noch in den Knochen, kommt uns die als „mittelschwer“ klassifizierte Auffahrt ziemlich leicht vor.

Col de l’Iseran
Bergbaude auf dem Col

Nach der Abfahrt vom Col de l’Iseran in die Provence geht es eine ganze Weile durch das Tal der Maurienne bis wir in St-Michel-de-Maurienne links zum Col du Telegraphe abbiegen. Der ist lediglich 1.566 m hoch und damit eine angenehme Einstimmung auf Höheres: Den bei Radfahrern der Tour de France gefürchteten Col du Galibier. Wir empfinden die Fahrt auf die 2.642 m Höhe wieder als leicht und insbesondere angenehm wegen der wahrhaftig großartigen Ausblicke – aber wir müssen ja auch nicht strampeln, um hoch zu kommen!

Abfahrt vom Col du Galibier

Die Abfahrt vom Col du Galibier mündet schließlich in die Abfahrt vom Col du Lautaret in Richtung Briancon. Hier ist die Straße breit und vom Pass ist schon kaum noch etwas zu spüren. Es geht deshalb zügig hinab, zur Jugendherberge in Serre Chevalier.

Die ist zwar geöffnet, aber völlig verlassen. Völlig? Nein, die Herbergsmutter sitzt im Büro und telefoniert. Unser Kommen lässt sie unberührt. Schließlich frage ich nach unserer Reservierung, worauf sie behauptet, die könne es nicht geben: Die Regierung fordere, dass Zimmer und Haus abschließbar seien, das aber wäre hier noch nie so gewesen. Deshalb darf sie nun keine Gäste mehr übernachten lassen und damit gibt es auch keine Reservierungen. Fertig.

Quelle surprise! Allerdings besorgt sie uns angesichts der vorgezeigten Festbuchung über HI-Hostels ein Zimmer in der Gîte des Guibertes im Nachbarort Le Monetier-les-Bains – zu gleichen Konditionen. Nur das bestellte Abendessen müssen wir jetzt selbst organisieren. Kurios, kurios…

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