Über Adenauers Urlaubsort ins Altersheim

Am Lago di Como

Wir machen uns früh auf den Weg zu den oberitalienischen Seen, denn jetzt ist es noch kühl. Im morgendlichen Stadtverkehr ist Frl. TomTom sehr hilfreich, wenngleich sie ab und an den Dienst quittiert und einfach nichts mehr sagt. In Caloziocorte beginnt dann der schöne Teil des Weges: Auf der Westseite entlang des Lago di Como.

Uferstraße

Eine schmale Straße mit prächtigem Ausblick auf den See führt uns durch viele kleine Urlaubsorte. Schnell geht das nicht, aber wir erreichen Bellagio in annehmbarer Zeit, müssen nicht lange auf die Fähre nach Cadenabbia warten. In einer Viertelstunde haben wir übergesetzt und sind dort, wo Altbundeskanzler Konrad Adenauer in den Zeiten der jungen Bundesrepublik alljährlich seinen Urlaub verbrachte – Boccia spielend und mit Strohhut.

Blick auf Cadenabbia

Für uns geht es weiter zum Lago di Lugano. Das ist wegen der häufigen Galerien hübsch zu fahren, aber sehr warm. Außerdem sind wir jetzt in der Schweiz: Tempolimits werden streng überwacht und Verstöße grenzübergreifend geahndet! Da von hinten geblitzt wird, könnte mir das egal sein, in Deutschland muss der Verursacher des Vergehens feststellbar sein, aber in Österreich gilt die Schweizer Regel, dass der Fahrzeughalter zahlt und da könnte es für Dennis teuer werden.

Lugano ist attraktiv, aber bei dieser Hitze unerträglich. Wir schleichen im dichten Verkehr durch die Stadt und viele Ampeln hindern uns am Vorankommen. Aber auch das geht vorüber. Ab Ponte Tresa folgen wir der italienischen Grenze bis Cremenage und wechseln über eine uralte Brücke auf die andere Grenzseite, um zum Lago Maggiore, dem größten der norditalienischen Seen zu kommen. Die Straße entlang des Ufers ist gut zu fahren und eine Pizza mit Ausblick über den See ist auch nicht zu verachten. Aber insgesamt ist hier alles weitläufiger als am Comer See, deutlich weniger romantisch.

Stilvoll Pizza essen am Lago Maggiore

Schließlich erreichen wir Laveno und setzen über nach Intra. Das geht wieder schnell und unkompliziert. Was dann folgt, ist ein Treck aus Touristen und Lastwagen zum Lago d’Orta und daran entlang. Wir sind müde. Irgendwann erreichen wir Biella und sind ziemlich lustlos geworden: Von Gozzano bis hier war das Fahren überraschend anstrengend, obwohl es nur mäßig durch die Berge ging und wenig Verkehr herrschte. Also wird das Navi auf „schnellsten Weg“ eingestellt und wider Erwarten geht es über gut ausgebaute, nahezu leere und für LKW gesperrte Bergstraßen, die auf unserer Karte so gar nicht zu erkennen waren. Wir hatten Autobahnstrecken erwartet und sind jetzt mal angenehm überrascht!

Lilianes

Unser Ziel, Lilianes liegt in einem engen Seitental des Aostatales und „Ou Crierel“, unsere Unterkunft, befindet sich direkt am Friedhof nebst stattlicher Kirche. Jugendherberge? Eine Anzahl alter Leute bevölkert die Gartenanlagen rund um das Haus und auf den Tischen stehen Wasserflaschen, wie in einem Altersheim. Wir sind irritiert.

Ou Crierel

Verständigung? Fehlanzeige! Man spricht zwar Italienisch – schließlich sind wir in Italien – aber eigentlich doch eher Französisch oder nein, man spricht einen uns unverständlichen Mix aus beidem. Einer der Senioren versichert uns, er spräche Englisch. Aber das heißt nur, dass seine Sätze neben dem Mischmasch der anderen auch Englische Brocken enthalten. Wir erfahren allerdings, dass „die Frau immer gegen halb sieben“ kommt. „Die Frau“ soll wohl Valentina Girod sein, die „Herbergsmutter“…

Brücke in Lilianes

Tatsächlich kommt sie kurz nach 18:30 Uhr mit dem Auto, erledigt die üblichen Anmeldeformalitäten einer Jugendherberge und bedeutet uns, dass es gegen 19:30 Uhr Abendessen geben wird. Wir beziehen unser Zimmer und duschen. Das Abendessen ist ein 4-Gänge-Menü ungeheuren Ausmaßes und eine echte Kalorienbombe. Schlecht geht es den alten Leuten hier wohl nicht.

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