Von München zum Gardasee – oder auch nicht…

Unsere Tagesrouten sind ausgearbeitet und im TomTom-Navi gespeichert, auch die Übernachtungen sind vorgebucht. Ich habe ein komplettes Roadbook auf dem Handy – incl. aller Vorausbuchungen –, Dennis hat eine Kurzfassung, damit er weiß, wo wir uns spätestens am Abend wieder treffen. Und wir haben beide Helmfunk, können also miteinander während der Fahrt sprechen oder telefonieren, falls der Abstand zwischen uns zu groß geworden sein sollte. Das sieht zwar alles eher etwas langweilig, durchgeplant und wie bei einer Pauschalreise aus, aber meine Tourenerfahrung spricht dagegen, dass es wirklich so wird…

Zunächst mühen wir uns durch den morgendlichen Stadtverkehr von München. Das ist unschön. Dabei geht viel Zeit verloren und es bleibt unklar, warum das Navi uns so fahren lässt. Nur, mitten im Berufsverkehr, während der Fahrt mit dem Gerät herumzuspielen, um die Routeneinstellungen zu ändern, ist auch keine Lösung.

Am Sylvensteinstausee

Kurz hinter München die erste Umleitung: Unsere geplante Strecke via Tegernsee zum Achensee ist weiträumig gesperrt. Wie angenehm, Frl. TomTom das einfach per Tastendruck mitzuteilen und sich darauf zu verlassen, über einen anderen Weg ans Ziel zu kommen. Nämlich über Bad Tölz und den Sylvensteinsee – übrigens eine sehr schöne Route!

Weiter geht es am Achensee entlang und durchs Inntal nach Innsbruck. Angenehmes Wetter, es ist trocken, die Strecke bekannt und wir freuen uns auf die alte Brennerstraße, die uns nach Südtirol bringen soll. Leider sieht es in Innsbruck so aus, als käme gerade von dort Regen. Und tatsächlich, je höher wir den Pass erklimmen, desto kälter, windiger und regnerischer wird es. In Mühlbach muss das Regenzeug her, meine Schuhe sind bereits durchnässt.

Jaufenpassstraße

Der Übergang nach Italien: Völlig verregnet. Wir biegen in Sterzing zum Jaufenpass und ins Sarntal ab. Es ist immer noch kalt und nass, aber es regnet nicht mehr. So klettern wir völlig allein auf schmaler Straße hinauf zum Jaufenpass, freuen uns über die Ausblicke und genießen die Kurven. Im Gasthaus oben auf der Passhöhe wollen wir ein Eis essen (was für eine blöde Idee, bei dieser Kälte…).

Oben am Jaufenpass

Wie zu erwarten, ist es dort lausig kalt und das Gasthaus sieht auch noch sehr geschlossen aus. Niemand weit und breit zu sehen. Wir stoppen nur kurz, schauen uns um und fahren dann rasch hinab nach Bozen durch das wirklich sehenswerte Sarntal.

Und je weiter wir kommen, desto besser wird das Wetter. In Bozen setzen wir uns – nach einer kleinen, abenteuerlichen Stadtrundfahrt, um den Busbahnhof zu finden – nahe des Stadtzentrums in ein Café und trinken Cappuccino. Den haben wir uns jetzt redlich verdient!

Weiter geht es nach Auer, wo wir im Hotel Turmwirt reserviert haben. Ein gepflegtes Hotel, etwas abseits vom Geschehen, im alten, verwinkelten Teil des Ortes, aber mit Tiefgarage, gutem Essen und umfangreichem Frühstück. Abends gewittert es heftig und wir amüsieren uns, dass bei strömendem Regen die Beregnungsanlagen des vor dem Hotel gelegenen Parks angehen…

Beim freundlichen Honda-Händler

Am nächsten Morgen kommt Dennis mit seiner Maschine gerade noch aus der Tiefgarage, dann ist die Batterie hinüber. Nach Fremdstart kann er wenigstens wieder fahren, aber nur bis zum freundlichen Honda-Händler in Bozen, der ihm eine neue Batterie fertigmacht und einbaut. Damit ist der Vormittag gelaufen und die geplante Route für heute nicht mehr zu schaffen. Der Gardasee muss ausfallen und wir planen, direkt nach Bergamo zu fahren.

Angesichts der fortgeschrittenen Zeit und der Tatsache, dass man in den Bergen – egal, ob auf kleinen oder größeren Straßen – immer etwas mehr Zeit für eine Strecke einrechnen muss, beschränken wir uns heute auf die größeren Durchgangsstraßen. Soll heißen, wir bleiben der S-42 treu, die von Bozen nach Bergamo führt.

Auffahrt zum Mendelpass

Trotzdem hat diese Route einen kleinen Leckerbissen parat: Den Passo della Mendola. Steil und mit herrlichen Aussichten geht es von Bozen direkt in die Berge. Schnelle Wechselkurven und einige leichtere Spitzkehren wechseln sich ab. Der Verkehr ist mäßig und das Fahren eine Freude! Auf der Passhöhe dann ein hübsches Ensemble von Hotels, Pensionen und Restaurants. Hier essen wir, bevor es abwärts zur Hauptroute geht.

Auf dem Mendelpass

Zügig und landschaftlich reizvoll geht es auf der gut ausgebauten S-42 zum Passo del Tonale. So ein richtiges Passgefühl will hier zwar nicht aufkommen, aber schöne Ausblicke und einige flotte Wechselkurven bietet auch diese Straße.

Oben am Pass liegt ein kleines Wintersportgebiet mit relativ hässlichen Hotelbauten. Wir machen ein Foto und trödeln weiter bis zur Passhöhe, auf der sich ein großes Kriegsmonument befindet. Erst als wir parken, um es anzusehen, stellen wir fest, dass die Polizei auf unserem Weg eine Tempokontrolle aufgestellt hatte und hier oben einen Biker nach dem anderen zur Kasse bittet. Glück gehabt…

Polizeikontrolle auf dem Tonalepass

Die Weiterfahrt geht zügig voran – wir sind ja bereits fortgeschritten in der Tageszeit – und ab Seriate gehen wir für das letzte Stück des Weges auf die Autobahn.

Abends auf der Dachterrasse

In der Jugendherberge in Bergamo treffen wir kurz nach 19:00 Uhr ein. Das Zimmer ist gewöhnungsbedürftig: Alles  ist in dunkelblau gehalten und die Dusche verdient ihren Namen nicht, weil kaum Wasser rauskommt. Aber alles ist sauber und das Haus hat eine Dachterrasse, auf der wir nach dem Abendessen den Rest des Tages genießen können – mit einem ziemlich kitschigen Blick auf die Altstadt beim Sonnenuntergang.

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