Heute machen wir wieder mal Strecke – unser Urlaub neigt sich langsam dem Ende zu. Aber es ist eine sehr sehr schöne Strecke! Nachdem wir Tarazona und seine endlosen Weiten hinter uns gelassen haben, fahren wir durch die Sarrania de Cuenca, eine nach der Leere angenehm sehenswerte, wenngleich nicht allzu spektakuläre Landschaft.
Toll hingegen empfinden wir Sierra de Javalambre vor der Stadt Teruel. Hier wechseln sich wunderbare weite Aussichten mit engen Tälern, ja geradezu Schluchten ab. Hinter Teruel dann das völlig einsame Bergland im Süden der Provinz Aragon. Unser Tagesziel liegt heute in der Gegend um Morella.
Wer leicht unter Depressionen leidet, der sollte diese Gegend meiden. Es gibt kaum Dörfer, Städte schon gar nicht, auf den Straßen begegnen uns weder Menschen noch Tiere – und auch so gut wie keine Fahrzeuge. Hier sind wir wirklich allein, mitten in einer grandiosen Bergwelt. Dass es so etwas in Europa überhaupt noch gibt… Die Gegend ist einfach dünn besiedelt und offensichtlich auch touristisch wenig erschlossen. Hotels und Pensionen: Fehlanzeige. Campingplätze: ebenso. Dann plötzlich kommen wir von Villafranca aus den Bergen uns sehen Morella auf einem Berg thronen. Das ist es! Dort wollen wir bleiben und uns abends noch in aller Ruhe die Stadt anschauen.
Aber daraus wird nichts. Als wir endlich über mittelalterliche Straßen den steilen Berg erklommen haben, stehen wir vor einem Stadttor, das zu passieren mit Fahrzeugen nicht gestattet ist und durch eine Barre auch wirksam verhindert wird. Wie sollen wir da eine Pension finden? Na, vielleicht gibt es ja knapp außerhalb der Stadtmauer eine Bleibe für uns.
Deshalb fahren wir an der Mauer entlang und folgen der Beschilderung für Touristen, die zu allerlei Hotels führen soll. Tut sie auch. Allerdings stellen sich die empfohlenen Häuser als extrem teure Etablissements heraus. Unter 4 Sternen ist da nichts zu finden. 5 Sterne sind eher das Normale hier, mithin nichts für unseren Geldbeutel.
Da das Wetter schlechter wird und von Westen dicke Regenwolken aufziehen, beschließen wir, möglichst rasch nach Osten weiter zu fahren und uns an der Küste etwas für die Nacht zu suchen. Bis dort sind es nur noch etwa 120km.
Rund 45 Minuten später haben wir die Strecke geschafft und sind an der nördlichen Küste von Valencia an der Grenze zu Katalonien. Der erste Eindruck ist traurig. Hier sieht es unwirklich aus: Lauter Ferienwohnungen, die scheinbar nur am Wochenende belegt sind, Campingplätze, die so versteckt sind, dass wir sie nicht finden und eine elend langweilige, stark befahrene Küstenstraße. In Alcanar bleiben wir auf so einem Campingplatz und mieten uns für die Nacht in einem Wohnmobil ein.
Der Strand ist schmal, besteht ausschließlich aus großen Steinen, ist total ungepflegt und bietet einen „tollen Ausblick“ auf Industrieanlagen und ein Kernkraftwerk. Die sanitären Einrichtungen sind eher als bescheiden zu bezeichnen und die Auswahl an Verpflegung im kleinen Kiosk ist auch nicht umwerfend. Na gut, es ist für eine Nacht…
Leider ist das Wetter ist schlechter geworden. In der Nacht hat es geregnet und nach dem Frühstück beginnt es zu nieseln. Die Regenwolken hängen in den Bergen und trauen sich nicht wirklich bis zum Strand. Deshalb bleiben wir auf der viel befahrenen Küstenstraße und rollen im Tross aus Urlaubern und Lastwagen mit.
Dann der Horror: Wir verpassen die richtige Autobahn, um Barcelona zu umfahren und sind plötzlich mitten in der Stadt. Das Wetter ist jetzt zwar wieder prächtig, aber in einer Stadt, in der praktisch nichts außer touristisch wichtigen Plätzen ausgeschildert ist, in der ein höllischer Feierabendverkehr herrscht und in dem neben Taxis auch Horden von Rollerfahrern über fünf Fahrspuren hinweg Amok fahren, ist die Hitze des Nachmittags das i-Tüpfelchen zum Wahnsinn. Immer geradeaus, irgendwann wird die Stadt schon zu Ende sein!
Endlich haben wir es geschafft und stärken uns in einer kleinen Raststätte mit einem Stück Kuchen. Danach geht es die Küstenstraße entlang zu den bekannten Touri-Zielorten: z.B. Lloret de Mar. Wir fahren direkt durch den Ort und sind total bedient. Hier Urlaub machen – nein, wirklich nicht. Aber die Küste ist sehr schön und kurz hinter Tossa de Mar finden wir einen Campingplatz für die nächsten Tage. Jetzt heißt es auch mal: Ausruhen!