In Sarasate biegen wir von der Autobahn ab und fahren auf einer winzigen Straße immer parallel zur A15 durch ein sehr enges, hübsches Tal. Wegweiser gibt es hier keine, aber verfahren kann man sich auch kaum. In Urritza ist die Straße einfach zu Ende und wir müssen bis Lekunberri doch wieder auf die Autobahn. Dort angekommen, rasten wir kurz und essen einen Kuchen, was zwar kein Mittagsersatz ist, aber allemal besser als so ein fettiges Zeug wie gestern.
Und dann werden wir für den langweiligen Vormittag voll entschädigt. Über kleine Straßen geht es durch die Berge nach Tolosa. Von dort weiter nach Azpeitia und schließlich in Richtung Zumaia nach Arroa Bekoa. Eine phantastische Strecke mit tollen Kurven und nicht enden wollenden Ausblicken. Zwar ist die Beschilderung oftmals mehr als dürftig, was uns in Tolosa eine komplette Stadtrundfahrt beschert, aber letztlich haben wir doch immer den Weg gefunden.
Bis zum Abend schleichen wir jetzt im Touristenstrom mit auf der Küstenstraße bis Lekeitio. Die Küste ist schön, aber die Orte sind gewöhnungsbedürftig. Ich möchte hier weder Urlaub machen, noch wohnen. Und weil wir wegen der Fülle spanischer Urlauber an der Küste keinen Platz zum Übernachten bekommen, biegen wir in Richtung Gernika-Lumo ab, in der Hoffnung, irgendwo unterwegs einen Campingplatz zu finden. Hier im Baskenland sind Hotels oder Pensionen irgendwie nicht so ausgeschildert, dass wir sie finden könnten, denn Baskisch ist für uns völlig unverständlich – und spanisch will hier niemand sprechen geschweige denn schreiben.
Der einzige Campingplatz nördlich von Forua ist hoffnungslos überfüllt, einen Parkplatz hätten wir mitbringen müssen und der Preis wäre abenteuerlich gewesen. Also: Weiterfahren! In Bakio haben wir schließlich 371 km auf dem Tageskilometerzähler, sind unendlich müde und der Touristeninformation ebenso unendlich dankbar, dass sie uns ein Hotel gleich gegenüber nachweist.
Dort ist man über unsere Ankunft wenig begeistert. Was das junge Mädchen hinter dem Tresen der Bar zu mir sagt, verstehe ich natürlich nicht, aber Ihre Gesten deuten eher darauf hin, dass wir wieder gehen sollen. Erst als ich dieser Aufforderung nicht nachkomme und die Prinzipalin des Hauses erscheint, ändert sich das. Sie rauscht im wallenden Gewand durch das Haus, begutachtet ein Zimmer im ersten Stock, fordert meinen Personalausweis, verschwindet damit im Hinterzimmer (wahrscheinlich prüft sie jetzt, ob ich ein Terrorist oder zahlungsunfähig bin), behält ihn, schreibt mir den Zimmerpreis auf und gibt mir einen Schlüssel. Dann entschwindet sie plappernd zurück zu ihrem Kaffeekränzchen, das draußen auf der Terrasse des Hauses stattfindet.
Das Hotel ist wirklich sehr gepflegt und ordentlich ausgestattet. Sogar eine Gästezahnbürste liegt im Bad bereit (sie gehört übrigens noch heute zu meinen Reiseutensilien). Nur etwas zu Essen gibt es nicht. Wir müssen in die Stadt gehen.
In den Bars dort ist es proppenvoll, Plätze sind Mangelware. Außerdem sehen die Speisen schon wieder so extrem fettig aus. Alles, was die Leute auf den Tellern haben, trieft vor Öl. Und die Restaurants? Die sind leer! Nachdem wir die Speisekarten angeschaut haben, wissen wir auch warum: Unter 50,- bis 60,- Euro pro Person – ohne Wein versteht sich – käme man aus diesen Etablissements nicht wieder raus.
Wir setzen uns daher in einen italienischen Schnellimbiss, essen eine Plastikschale voll Nudeln und trinken eine Cola – es ist inzwischen 22:00 Uhr. Um uns herum triste Hochhäuser mit Ferienwohnungen zwischen denen Horden schreiender Kinder tollen, Massen von Jugendlichen mit ihren Handys herumpiepsen und Legionen von Touristen hin und her wandeln. Eigentlich hat mich so etwas noch nie gestört, aber heute finde ich hier alles zum Weglaufen grässlich.