Dienstag: Ludwigshafen entlässt uns mit Ziel Luxemburg. Und weil wir Zeit haben wollen für das Saarland, folgen wir gern der Aufforderung von Frl. TomTom: „Nehmen Sie die Auffahrt. Dann fahren Sie auf die Autobahn.“ Die nächste halbe Stunde ist dementsprechend langweilig aber wir kommen einigermaßen zügig durch den morgendlichen Berufsverkehr.
Plötzlich taucht am westlichen Horizont eine dunkle Front auf. Schlecht Wetter? Über uns ist blauer, wolkenloser Himmel. Die Sonne beginnt gerade erst mit dem Aufheizen. So früh am Tag bereits Gewitter? Recht unwahrscheinlich!
Je näher wir allerdings der vermeintlichen Front kommen, desto grüner wird sie, Orte, Dörfer und schließlich einzelne Häuser werden erkennbar. Es ist der Pfälzer Wald, mit über 1.700 qkm eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete Deutschlands, dessen nördlichen Teil wir in Bad Dürkheim erreicht haben. Und nun kommt ein wahres Highlight: Herrlich kurvenreich geht es auf nahezu leeren Straßen durch schmale, bewaldete Täler in Richtung Kaiserslautern. Hier und da lugt eine Burgruine aus dem Grün und selten hält uns eine Dorf- oder gar Stadtdurchfahrt auf. Schade, dass dieses Motorradparadies so fern von uns liegt.
Kaiserslautern empfängt uns mit Kasernen – mit amerikanischen. Hier befindet sich die größte Ansammlung amerikanischen Militärs außerhalb der USA. Schon wieder ein Superlativ, aber was für einer. Lust, durch die Stadt zu fahren, macht uns das nicht gerade und so nehmen wir nochmals die Autobahn – auf der wir dann kilometerweit an Zäunen entlang fahren, die den diversen Militäreinrichtungen Sichtschutz geben. Hier liegt Ramstein. Hier lagern Atomwaffen. Oder auch nicht. Wer außer den Amerikanern weiß das schon. Hier ist Deutschland ganz offensichtlich immer noch Besatzungszone.
Nachdem ich meinen Gedanken gestattet habe, sich darüber ausgiebig zu ärgern, erreichen wir das Saarland – und finden tatsächlich auf einem Parkplatz den letzten noch fehlenden Geocache für unsere Sammlung 16 Caches aus 16 Bundesländern. Ist zwar völlig unnütz („Ich suche mit Hilfe Milliarden teurer Satellitentechnik im Wald versteckte Tupperdosen – und was machst Du so in der Freizeit?“), macht aber Spaß!
Dann die Völklinger Hütte, ein riesiges Werk zur Herstellung von Stahl, das etwa 103 Jahre lang diese Stadt, diese Gegend, ja auch das Saarland selbst (zumindest mit-) geprägt hat. Es ist beeindruckend! Nur, so sehr wir auch Interesse daran hatten, hierher zu fahren, jetzt, wo wir direkt davor stehen, entscheiden müssen, ob wir das Weltkulturerbe bei über 30 Grad und im Motorrad-Dress mit Helm und Tankrucksack in der Hand genauer anschauen, erscheint es uns plötzlich doch nur als eine Menge altes, rostiges Blech. Wir werden wohl irgendwann später mal mit einer Busreise aus dem „Katalog für betreutes Reisen“ wieder kommen müssen…
Also, Foto und weiter zur Saarschleife, dem nächsten touristischen Highlight des Tages. Aber zu unserem Entsetzen erwartet uns hier Ähnliches. Der dem Aussichtspunkt nächstgelegene Parkplatz erfordert immer noch 700 Meter Fußweg. Hin und her also fast 1,5 km und an den Randbedingungen hat sich ja nichts geändert. Im Gegenteil, es ist noch wärmer geworden. Die Entscheidung fällt uns nicht leicht: Wir gehen beim Italiener im Schatten seiner Sonnenschirme essen und hoffen, dass sich die Saarschleife später einmal auch im Programm des betreuten Reisens finden wird.
Ich schaue auf das Navi und überlege, wie wir die Tour heute noch retten können. Da fällt mir die B51 ins Auge, die an der Saar entlang, hier ganz in der Nähe, nach Saarburg führt. Von dort über die Berge hinunter an die Mosel und zurück auf die ursprünglich geplante Route. Das ist kein großer Umweg, sieht aber nach verlockendem Fahrspaß aus. Gesagt, getan und wohl getan! Es ist der Fahrspaß, der erhoffte!
An der Mosel sind wir dann bereits in Luxemburg. Hier ist es wenig spektakulär. Schön am Fluss entlang geht’s ja noch, aber je näher wir der Hauptstadt kommen, desto heftiger wird der Verkehr, werden die Feierabendstaus – und unser Hotel liegt mitten in der City…
Na ja, irgendwann ist jeder Weg zu Ende. Wir sind tatsächlich angekommen, haben uns etwas abgekühlt (das Hotelzimmer besitzt eine funktionierende Klimaanlage), fein geduscht und erkunden die Stadt, die ein ganz spezielles Flair hat.
Man ist international und doch unter sich – bei etwas über 600.000 Einwohnern im ganzen Land kein Wunder – spricht Französisch, manchmal Deutsch und hat selbst eine eigene Sprache, nämlich Luxemburgisch. Und obwohl es ein moselfränkischer Dialekt ist, kommt das Landesmotto für unsere Ohren dem karnevalistischen Rheinland doch ziemlich nahe: Mir wëlle bleiwe wat mir sinn. Na dann: Gute Nacht Luxemburg!
…..Jetzt freue ich mich auf Irland!!!
Bei uns gewittert es z. Z. Gut, dass ich im Wahllokal sitze. Eure Reisebeschreibung ist wieder toll. Viel Spaß noch.
Es ist wieder wunderbar zu lesen. Danke das ich auf diese Tour mitkommen kann.
Freue mich auch auf Irland. Gute Reise! Bin auf die nächsten Folgen gespannt. LG vom Rhein, Johanna
Hallo Jo, schön von Dir zu hören/lesen! Bis nach Irland musst Du dich noch etwas gedulden. Morgen geht’s mit der Story erstmal nach Reims. LG, aus Ballyvaughan