
Gestern war gestern heute und heute ist morgen gestern – uns ist die Zeit abhanden gekommen. Die totale Entschleunigug und das fortwährend gleiche Ritual von An- und Ablegen, Essen, Lesen, Schlafen und/oder die Landschaft anschauen hat das Zeitgefühl einfach getilgt. Freitag waren wir in Tromsø und danach in Honningsvag – aber ist heute noch Freitag oder doch schon Sonnabend?

Egal, reden wir von Tromsø: Auf diese Stadt hatten wir uns sehr gefreut. Vor fünf Jahren, bei unserem ersten Besuch, war es eine lebendige Stadt mit Cafés, netten Geschäften und vielen jungen Leuten. Heute? Deutlich weniger Cafés, einige Läden stehen leer, andere sind nur mäßig besucht, in den Straßen weniger Betrieb als erwartet (ausgenommen natürlich die Touristen-Rennbahnen). Schade, aber vielleicht war es auch nur zu kalt. Nach 2 ½ Stunden verziehen wir uns wieder in unser zeitloses Refugium namens Trollfjord.

Heute dann Honningsvag und das Nordkap. Heute? Na ja, ich glaube, es war Sonnabend (unwichtig, was heute für ein Tag ist). Das Schiff ist fast leer. Beinahe alle Passagiere fahren mit Bussen zum Nordkap, einige gehen auf Vogelsafari und wir waschen unsere Wäsche für die nächsten 10 bis 12 Tage. Schließlich wollen wir mit den Maschinen zum Nordkap und nicht mit dem Bus. Danach wandern wir einfach mal durch diese kleine sonnige Stadt, die sich auf ihrem Ortsschild „Norwegens Sommerstadt“ nennt. (Ziemlich verwegen für einen Ort, an dem es mehrere Monate im Jahr gar nicht hell wird…)

Viel los ist hier nicht und während des Ablegens sehen wir, wie der Cafébetreiber seine Werbefahne einholt, den Aufsteller mit dem Kuchenangebot zuklappt und seinen Laden schließt. Bei der Touristeninformation und den Souvenirläden wird es wohl in wenigen Minuten nicht anders sein, denn heute liegen hier keine Kreuzfahrer – die Trollfjord war das einzige fremde Schiff im Hafen. Wenn das weg ist, kommt kein Kunde mehr.