Der Polarkreis liegt hinter uns

Zwischen den Inseln
Zwischen den Inseln

Donnerstag: Morgens gegen 7:20 Uhr überqueren wir den Polarkreis. Die meisten Mitreisenden zieht es an Deck, um den nicht sichtbaren Übergang mit anzusehen. Wir bleiben im Bett. Schließlich haben wir beide bereits mehrmals das Procedere hinter uns – nord- und südgehend – und der vom Kapitän zum Anlass angebotene Sekt lockt uns auch nicht (nicht um diese Zeit und erst recht nicht zum aufgerufenen Preis). Aber oh Wunder, als wir zum Frühstück gehen, scheint die Sonne. Das erste Mal in Norwegen – na ja, für uns das erste Mal…

Bodø Zentrum
Bodø Zentrum

Mittags sind wir in Bodø, dem Absprunghafen zu den Lofoten. Die Stadt selbst reizt nicht, ist sehr nüchtern und modern. Lediglich ein paar Geocaches fallen uns zum Opfer. Und dann vergeht der Rest des Tages wieder wie im 3D-Kino: Berge, Inseln, Leuchttürme und Häuser, wie aus der Modelleisenbahn, ziehen in konstantem Tempo an uns vorüber.

Lofoten
Lofoten

Abends erreichen wir die Lofoten. Wolken verbergen die Bergspitzen und ein ganz eigenartiges Licht verzaubert die Szenerie. Von hier, von einer winzigen Insel, kommt unser Kapitän und man kann sich sehr gut vorstellen, dass ihm als kleinem Jungen Boote, Fische und die Sagen von Asgard, der nordischen Götterheimat über eben diesen Wolken, näher waren als Schule, Studium oder gar moderne Technik. Sichtbar geschafft hat er es, beides zu verbinden und man merkt es nicht nur daran, wie souverän er durch das Gewirr seiner Felsenheimat steuert, sondern auch an einem Manöver mit der südgehenden MS Finnmarken:

Beide Schiffe fahren ihren Kurs. Die Finnmarken peilt ungefähr 15 Grad an Backbord, aus dem Hafen von Svolvær kommend. Die Trollfjord noch nicht auf Hafenkurs. Einige hundert Meter trennen die Schiffe, aber die Peilung steht! Wenn beide so weiter fahren, kollidieren sie – unweigerlich. Die ersten Passagiere stehen auf und starren teils gebannt, teils entsetzt auf das entgegen kommende Schiff. MS Trollfjord gibt Warnsignal, fordert zum Ausweichen auf. Nichts passiert. Selbst mir wird jetzt mulmig. Plötzlich sind 15 Knoten schnell. Wenn hier auch nur irgend jemand oder irgend etwas versagt, sollten wir schnellstens auf Deck 6 die Rettungswesten aufsuchen.

Das Manöver
Das Manöver

Dann, im allerletzten Moment lenkt die Finnmarken auf unseren Gegenkurs ein und die Trollfjord weicht kaum merklich nach Steuerbord. Wahrlich, ein theatralisch inszeniertes klassisches Manöver des letzten Augenblicks. Sekunden später passieren die Schiffe bei voller Fahrt, begleitet vom ohrenbetäubenden Lärm der Typhone. Der Kapitän der Finnmarken steht auf der Brückennock und winkt vergnügt mit beiden Armen. Wir können es nicht sehen, aber sehr wahrscheinlich macht unser Kapitän dasselbe. Da waren sie also für 10 Minuten wieder mal die kleinen Wikinger-Jungs… (Die Passagiere plumpsen erleichtert, aber etwas blass zurück in ihre Sessel.)

Trollfjord, Namenspatron unseres Schiffes
Trollfjord, Namenspatron unseres Schiffes

Spät am Abend dann noch eine Attraktion: Die Einfahrt in den Trollfjord, den Namensgeber unseres Schiffes. Wind und Wetter, aber noch mehr Breite und Länge eines Schiffes bestimmen darüber, ob es den Fjord befahren kann, denn selbst bei den relativ kleinen Schiffen der Hurtigrute (MS Trollfjord: Länge knapp 136 m, Breite etwas mehr als 21 m) ist alles Millimeterarbeit.

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