Rückweg im Regen

Dickes Wetter in den Mittelgebirgen

Unser Rückweg führt geradewegs wieder in das schlechte Wetter. An einer Tankstelle in Valréas wird das Regenzeug herausgeholt und dann geht es ab in die Berge, in denen die Wolken tief und dunkel hängen. Nach wenigen Kilometern beginnt es leicht zu regnen. Dann sind wir mitten drin in den Wolken, fahren durch dicken Nebel und den inzwischen heftiger gewordenen Regen. Die Straßen sind rutschig, oft liegen Blätter in den Kurven. Dennis sagt, er fahre mit Licht, damit uns Entgegenkommer rechtzeitig sehen – ich frage mich, ob er sonst ohne Licht fährt… Außerdem kommt uns niemand entgegen. Wir sind ganz allein und schleichen dahin. Irgendwie habe ich verlernt, zu fahren. Meine Maschine will nicht um die Kurven. Der Regenanzug ist undicht. Ich sitze im Nassen. Es ist kalt. Merde!

Mitten drin…

Wir kämpfen uns über Dieulefit nach Crest, stehen dort nass und frierend von einer Straßensperre und sind mitten in Horden von Touristen, die hier einen großen Trödelmarkt besuchen. Jetzt – genau jetzt fällt die Entscheidung, heute nicht wieder in die Berge zu fahren und den Nationalpark von Vercors auszulassen.

Das Navi wird auf schnellste Route nach Grenoble eingestellt. Und wenn dabei auch Autobahnen zu befahren sind – uns ist es egal. Also geht es erst einmal nach Valence. Es ist immer noch kalt und feucht, aber der Regen ist feiner geworden. Ganz so schlimm, wie in den Bergen ist es hier nicht mehr und tatsächlich bringt uns ein Stückchen Autobahn rasch nach Romans-sur-Isère. Dort entscheiden wir uns allerdings, wieder die Landstraße zu nehmen und lieber zwischen Walnussplantagen als zwischen PKW-Kolonnen nach Grenoble zu fahren, denn so sehr viel schneller ist man auf der Autobahn und in dem dichten Verkehr auch nicht.

Grenoble

Abends in Grenoble fahren wir mit der Straßenbahn in die Stadt und machen noch einen kleinen Bummel durch die Innenstadt. Viel Sehenswertes gibt es hier offenbar nicht, aber uns reicht es. Bei dem gemischten Wetter macht ein ausgedehnter Stadtbummel ohnehin keinen Spaß.

Au Revoir Grenoble

Am nächsten Morgen ist das Wetter noch immer nicht richtig gut, aber deutlich besser als gestern. Und nach einem ordentlichen Frühstück klettern wir mit unseren Maschinen in das Massif de la Chartreuse hinauf. Fahren durch hübsche kleine Täler und hinab nach Chambéry. Hier herrscht wenig Verkehr und die Landschaft ist idyllisch – auch wenn es immer noch kalt und wolkenverhangen ist.

Im Massif de la Chartreuse

Von Chambéry steigen wir dann in das nächste Mittelgebirge, ins Massif des Bauges, auf und freuen uns, dass es langsam wärmer und trockener wird. Auch hier finden wir schöne Täler und weite Ausblicke obwohl deutlich zu spüren ist, dass die Berge flacher sind und die Landschaft weitläufiger wird.

Im Massif des Bauges

Schließlich erreichen wir Annecy am gleichnamigen See – den wir bereits weit zuvor aus den Bergen heraus hatten blau leuchten sehen. Die Stadt brummt. Viele Touristen und viel Verkehr. Irgendwie hat sich mein Navi vertan. Zwar nur etwas, aber das hat zur Folge, dass Dennis plötzlich wieder weg ist. An irgendeinem Kreisverkehr habe ich ihn abgehängt. Aber wie in Menton, so hilft auch hier wieder das Handy. Dennis ruft an und ich erkläre ihm, wo ich auf ihn warte.

Blick auf den See von Annency

In Cruseilles geht es dann zum letzten Mal in die Berge. Mont Salève wartet auf uns als letzte Barriere vor Genf und dem Lac Léman. Dort führt auf dem Kamm eine kleine Straße entlang, die einen wunderbaren Ausblick in Richtung Bonneville einerseits und in Richtung Genf andererseits verspricht.

Verhunzte Straße

Leider haben die Straßenbauer die Auffahrt dorthin völlig verhunzt. Große gelbe Schilder warnen vor Rollsplitt – und der hat es in sich: Er ist vermischt mit flüssigem Bitumen und klebt überall fest. An den Reifen, im Profil, an der Kleidung, wenn er hochspritzt. Nach wenigen Metern sehen unsere Reifen aus wie „geteert und gefedert“. Vom Gummi ist kaum noch etwas zu sehen. Wir fahren praktisch auf festgeklebtem Rollsplitt. Ein tolles Gefühl!

Oben angekommen, ist die Horrorstrecke endlich zu Ende und wir suchen einen kleinen Parkplatz auf, um so gut es geht die Splittsteinchen aus dem Reifenprofil zu kratzen. Mit den versteinerten Reifen will keiner von uns bergab nach Genf fahren.

Blick auf Genf

Am Abend im Hotel finden wir eine Speisekarte auf unserem Zimmer. Nichts Ungewöhnliches an sich, aber diese ist nicht mehrsprachig sondern nur französisch. Nun, ich bin bislang in Frankreich nicht verhungert und Dennis hatte Französisch sogar in der Schule – auf dem Gymnasium, wie auch auf der Berufsschule. Da muss doch herauszubekommen sein, was das Haus bietet. Und so liegen wir auf dem Bett und nehmen uns die Karte vor.

Haricots verts – ist das nicht Gemüse?“ „Klar, aber légumes – ist das nicht auch Gemüse?“ „Kann ja nicht sein…“ So geht es eine ganze Weile und wir haben viel zu lachen über unsere zum großen Teil kuriosen Übersetzungen – bis wir schließlich doch das Wörterbuch zu Rate ziehen.

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