Nærøyfjord und Inlandsgletscher

Von Granvin nach Olden

Donnerstag, 6. Juli 2006 – Strecke: 240 km – Fahrzeit ca. 7 1/2 Std.

Als touristisches Highlight dieses Tages ist der Nærøyfjord auserkoren. Er ist als südlicher Ausläufer des Sognefjords der schmalste Fjord der Welt und wurde zusammen mit dem Geirangerfjord im Jahre 2005 auf die Liste des Welterbes der UNESCO aufgenommen. Begründung: „The Nærøyfjord and Geirangerfjord areas are considered to be among the most scenically outstanding fjord areas on the planet.

Fähre über den Nærøyfjord

An seiner engsten Stelle ist der Nærøyfjord nur etwas mehr als 200 Meter breit und lediglich 12 Meter tief. Mit den Fähren nach Flåm und Kaupanger kann man ihn befahren. Die Berge erscheinen hier besonders steil, obwohl sie nur zwischen 900 und 1.200 Meter hoch sind. Aber erstens befinden wir uns auf Meeresniveau, da sind auch 900 Meter schon sehr gewaltig, und zweitens ragen sie fast senkrecht aus dem Wasser empor.

Auf dem Nærøyfjord

Im berühmten Ort Flåm, quasi dem Nachbarort von Gudvangen, am Aurlandsfjord gelegen, könnten wir mit der in vielen Reiseführern angepriesenen Flåmbahn fahren. Immerhin ist sie die steilste Eisenbahnstrecke der Welt und soll phantastische Ausblicke auf den Aurlandsfjord ermöglichen. Darüber hinaus wäre die Fahrt von Gudvangen nach Flåm selbst sicher auch ein Highlight. Wenn man nämlich nicht den Tunnel nimmt, sondern die alte Straße zum Stalheimskleiv hochfährt, warten 13 Haarnadelkurven und ein atemberaubender Ausblick auf einen – so wieder einmal der Reiseführer. Aber leider liegt das alles gar nicht auf unserer Route. Man muß sich entscheiden!

Phantastische Aussichten

Wir haben uns für das Welterbe und die Fähre nach Kaupanger entschieden. Um 12:00 Uhr beginnt die gut zweistündige Fahrt mit Bergen zum Anfassen und mit Aussichten auf Dörfer, die überhaupt keine Straßenanbindung haben – was machen die bloß im Winter? Wasserfälle, die mehrere hundert Meter in den Fjord stürzen, begleiten gleichsam die Fahrt, denn es ist nicht nur einer, an dem man schnell vorbeigefahren wäre, nein, es sind viele, rechts wie links des Fjordes und die Ansage des Kaptäns, daß nun auf der linken Seite des Schiffes der größte dieser Wasserfälle zu sehen sein wird, geht schon fast unbemerkt unter.

Weite Landschaft am Sognefjord

Immer wieder „schieben sich die Berge auseinander“, um schmale Durchfahrten für die Fähre zu eröffnen. So „öffnet“ sich für uns nach gut einer halben Stunde Fahrt auf der rechten Schiffsseite auch der Aurlandsfjord, mit dem besagten Ort Flåm an seinem Ende – obwohl eigentlich wir aus dem Nærøyfjord in den Aurlandsfjord einfahren, denn es ist dieser, der vom Sognefjord abzweigt. Nun, es kommt eben immer auf die Perspektive an.

Auf jeden Fall genießen wir die Fahrt in vollen Zügen und erleben Ausblicke, die wohl keiner von uns so schnell wieder vergißt. Wir sind der Ansicht, unsere Entscheidung reichlich belohnt zu bekommen, egal, was wir in Flåm verpaßt haben. Und das auch noch bei allerbestem Wetter!

Am Ende des Aurlandsfjords weitet sich dann die Landschaft. Die Berge treten in den Hintergrund und wir fahren hinaus auf den östlichen Zipfel des Sognefjords. Mit 204 Kilometern Länge und bis zu über 1.300 Meter Tiefe ist er Norwegens längster und tiefster Fjord. Falls man das überhaupt irgendwo wahrnehmen kann, hier merken wir nicht mehr viel davon, denn wir sind ja bereits 96 Kilometer Luftlinie von der Küste und damit dem Anfang des Fjordes entfernt. Und an Superlativen hat es heute bislang wirklich nicht gemangelt.

Hinter Kvandal auf dem Weg zum Jostedalsbre

Von Kaupanger geht es auf dem RV5 über Sogndal zum Jostedalsbre, dem mit 1.200 Quadratkilometern Fläche größten europäischen Inlandsgletscher. Dabei kommen wir zunächst am imposanten Frudalsbre vorbei, einem Teil des Jostedalsbre, dessen Gletscherzunge sich weit über die Bergkuppe hinausschiebt.

Ein Eckchen vom Jostedalsbre

Leider sehen wir vom Jostedalsbre nicht viel, denn gleich hinter dem Frudalsbre verschwindet die Straße in zwei langen Tunneln und führt unter dem Gletscher hindurch. Zwischen den Tunneln öffnet sich für wenige hundert Meter ein unerwarteter Ausblick auf den Fjærlandsfjord. Ein langer, schmaler Fjord, der ebenfalls, allerdings nach norden, vom Sognefjord abgeht. Dann verschwinden wir auch schon wieder für mehrere Kilometer unter dem Gletscher.

Fjærlandsfjord

Wir trösten uns bei diesen kalten und langweiligen Tunnelfahrten damit, daß unser Ziel heute der Ort Olden ist, von dem eine Stichstraße bis hinauf zum Briksdalsbre, einem Ausläufer des Jostedalsbre, geht. Dort wollen wir am letzten Campingplatz, direkt vor dem Gletscher unsere Zelte aufschlagen und hoffen, etwas mehr vom Gletscher zu sehen zu bekommen.

Utfjord

Bei Byrkjelo biegen wir daher von der E39 auf den RV60 ab und schlängeln uns in Serpentinen auf das Utvikfjell hinauf. Es ist nur etwas über 600 Meter hoch gelegen, bietet aber großartige Aussichten über die Berge nach Utvik am Innvikfjord. Das ist wieder einmal eine Straße so recht nach unserem Geschmack!

Der Innvikfjord ist eine Verlängerung des Utfjords und ist erheblich lieblicher als die übrigen heute gesehenen oder befahrenen Fjorde. Hier sind die Berghänge nicht felsig sondern bewachsen und zum Teil auch landwirtschaftlich genutzt. So fahren wir, nachdem wir vom Utvikfjell „abgestiegen“ sind, immer am Fjordufer entlang und folgen dem RV60 bis nach Olden. Gleich am Ortseingang geht es dann rechts ab in die Stichstraße zum Bricksdalsbre.

Campingplatz am Fuße des Briksdalsbre

Doch je weiter wir uns dem Ende des Tales und damit dem Briksdalsbre nähern, desto schlechter wird das Wetter. Am Campingplatz angekommen, fallen dicke graue Wolken von der Gletscherzunge ins Tal und es kommt ein eisiger Wind auf. Müssen wir ausgerechnet hier unsere Zelte aufbauen? Wir machen schnell ein Foto und fliehen wieder zurück. Hinter uns beginnt es heftig zu regnen und zu stürmen. Mit den Gletschern haben wir heute kein Glück.

In Oldevaten, praktisch am Anfang des Tales, bleiben wir dann aber doch. Hier ist das Wetter nicht ganz so ausgeprägt schlecht. Und dennoch: Es wird unsere erste Regennacht in Norwegen.

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