Nach Stavanger, Norwegens reichster Stadt

Von Flekkefjord nach Stavanger

Dienstag, 4. Juli 2006 – Strecke: 163 km – Fahrzeit ca. 4 1/2 Std.

Was für ein schöner Tag! Ausgeschlafen, herrliches Wetter und die Maschinen scharren schon mit den Hufen. Auf uns wartet heute der RV44, der in Flekkefjord von der E39 zur Küste abzweigt. Er soll uns nach Stavanger führen, wo wir in der Jugendherberge die Unterkunft vorgebucht haben.

Auf der Landkarte sieht der Straßenverlauf gar nicht mal so kurvig aus, aber was wir hier geboten bekommen übertrifft alle Erwartungen! Diese Straße hat keine Kurven! Nein, sie ist eineeinzige Schlangenlinie! Über die runden, zerfurchten Felsen, die ihren vulkanischen Ursprung nicht verstecken und wirklich wie erstarrte Lava aussehen, fahren wir. Zwischen ihnen hindurch und in kleinen unbeleuchteten Tunneln auch durch sie hindurch. So bewegen wir uns von Bucht zu Bucht, von Tal zu Tal.

Aussicht von der Küstenstraße

Dabei haben die Kurven Innenradien, die zum Teil abenteuerlich sind. Zwei Meter, vielleicht auch manchmal noch weniger Platz zwischen dem ankommenden und dem abgehenden Asphaltband in 180° Kehren lassen keinen Platz, für einen horizontal ebenen Kurventeil – wie in den Alpen üblich.

Wenn sich dann eine solche Kehre hinter einem Felsen versteckt, was andauernd vorkommt, und man auch noch die Innenkurve erwischt hat, ist blitzschnelles Herunterschalten in den ersten Gang und Schrittgeschwindigkeit angesagt. Dabei mit den bepackten Maschinen nicht einfach umzufallen ist manchmal reine Glückssache. Und trotz aller Umsicht kommen wir ab und an gefährlich nahe an die gedachte Gegenfahrbahn heran, denn die Straße ist fast einspurig, hat daher selten einen Mittelstrich und meist auch keine Seitenbegrenzung.

Tunnel, Tunnel, überall Tunnel

Die Autofahrer sind da unbeschwerter. Sie nehmen einfach die ganze Straßenbreite ein und hoffen, daß ihnen nichts entgegenkommt. Größere Wohnmobile fahren hier glücklicherweise nicht, sie würden zum Teil wohl auch einfach in den Kurven steckenbleiben oder hätten Probleme beim gegenseitigen Passieren. Aber plötzlich kommt uns ein kleiner LKW entgegen und der vor uns fahrende Autofahrer macht vor Schreck eine Notbremsung. Wir schaffen es gerade noch, unsere Maschinen zum Stehen zu bringen, ohne auf diesen Unbedarften aufzufahren. Leider verliert Hendrik dann das Gleichgewicht und kippt nach rechts ab. Ergebnis: Eine Zerrung im rechten Oberschenkel und ein kaputter Blinker. Es hätte schlimmer kommen können.

Vor Stavanger: Die Landschaft wird flacher

Hinter Hauge werden die Kurven dann weiter und die Landschaft lieblicher. Hier haben die 180°-Kurven wieder Radien im Hundertmeter-Bereich und die Wechselkurven lassen uns so richtig schön schwingen.Unser Tempo zieht deutlich an! War bis Hauge die Höchstgeschwindigkeit naturgegeben irgendwo bei 40 km/h angesiedelt, schöpfen wir jetzt die erlaubten 80 km/h durchaus aus. Der Spaßfaktor dieser Straße ist enorm!

Ab Egersund flacht die Landschaft sichtlich ab. Sind zunächst noch schöne Aussichten auf die der Küste vorgelagerten kleinen Felsen zu bewundern, wechselt der Charakter von Küste und Straße rasch zu einem Szenario, das aus den norddeutschen Kögen bekannt ist: Flaches, grünes Land mit Buhnen und manchmal Sandstrand, durch das sich ebenfalls flache und ziemlich gerade Straßen ziehen. Nicht sehr interessant. Daher verpassen wir den Abzweig der 507 und landen schneller als gedacht in Sandnes, wo die 44 auf die Autobahn nach Stavanger mündet. Zum Glück haben wir ein GPS-Gerät dabei, das uns ohne Autobahnbenutzung zur Jugendherberge lotst.

Stavanger, am Hafen

Stavanger ist die Hauptstadt der Provinz Rogaland und gilt durch die Ölvorkommen in der Norsdee als eine der reichsten Städte Norwegens. Mit über 100.000 Einwohnern ist es eine richtige Großstadt – was uns eher skeptisch macht, denn Großstädte sind immer etwas unpersönlich und, wenn man nicht gerade zu den eifrigen Kirchen- oder Museenbesuchern zählt, oft auch einfach langweilig.

Stavanger, Altstadt

Die Jugendherberge Mosvangen befindet sich an einem See im südlichen Außenbereich der Stadt, weshalb wir mit dem Bus in die City fahren. Als Ausgleich zu dem langen Sitzen im Sattel wollen wir trotz der Hitze einen ausgiebigen Stadtbummel machen.

Stavanger, Erdölmuseum

Stavanger ist eine hübsche und weltoffene Stadt mit sehr angenehmem Flair. Natürlich macht das ausgeprägte Hafengebiet einen großen Anteil dieser Stadt aus. Im alten Hafenteil, Vågen, finden wir die Anleger für die vor dem Panorama der historischen Zoll- und Lagerhäuser wirklich riesig wirkenden Kreuzfahrtschiffe, einen Teil des Yachthafens und dementsprechend viele Lokale. Trotz der extrem hohen Preise sind sie so gut besucht, daß es uns – selbst wenn wir wollten – nicht recht gelingen würde, einen Platz zu ergattern. Zwischen dieser Kneipenmeile und dem modernen Fähr- und Handelshafen, in dem auch das futuristisch anmutende Ölmuseum zu finden ist, liegt der mindestens ebenso sehenswerte Altstadtkern mit seinen engen Straßen, den gepflegten Holzhäusern und mit interessanten Geschäften.

Aber in dieser Stadt hat auch der moderne Teil seinen Reiz. Natürlich sind die heute üblichen, eher normierten Geschäfte und Kaufhäuser anzutreffen, doch das moderne Stavanger gruppiert sich ansprechend um den Südteil eines kleinen Sees, in dessen Mitte eine Wasserfontäne sprudelt. Nördlich des Sees liegt die Altstadt und der Hafenzugang, südlich davon das moderne Stavanger. Man findet von hier aus also beides. Im Gegensatz zu Kristiansand fühlen wir uns in dieser Stadt sehr wohl.

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