Rentnerprogramm

Nachdem wir uns gestern fünf Stunden lang die Füße krumm gelaufen haben, steht heute die Alternative für Rentner auf dem Programm: Eine Bahnfahrt durch den Nationalpark Snowdonia. Wir sind in Wales.

Starten tun wir in Holyhead, unserem Anlaufhafen, in dem aber wieder einmal der Hund begraben ist. Die kreuzfahrertauglichen Häfen an der englischen Westküste scheinen alle ziemlich herunter gekommen und langweilig zu sein.

Mit dem Bus geht es über die Halbinsel Anglesey in Richtung Bergland, Richtung Bangor. Natürlich erweist sich der lokale Touriführer als walisischer Patriot und preist die Vorzüge seines Landes – uns erinnert die Landschaft allerdings eher an Dänemark, wobei die Hügelchen hier etwas deutlicher ausgefallen sind als dort. Und bedauerlicherweise enden seine Ausführungen allzu häufig im geistigen, vermurmelten Nirwana als in einer abgeschlossenen Aussage. So dass wir rasch ermüden.

Die Britannia Bridge

In Bangor überqueren wir auf der Britannia Bridge die Menai Strait und erfahren, dass es die erste Hohlkastenbrücke der Welt ist – was immer uns das auch bedeuten mag. Und wie zu erwarten war, vergaß Konfusius zu erwähnen, das eben diese Originalbrücke 1970 abbrannte und die heutige Konnstruktion nahezu nichts mehr mit der alten gemein hat.

Interessanter ist dann die Fahrt durch den Nationalpark, die uns tatsächlich sehr schöne Aussichten beschert. Unterdessen erfahren wir ein paar seiner verhuschten Gedanken über Gälisch als Sprache, was aber keineswegs dazu führt, dass wir uns die Ortsnamen merken oder sie gar aussprechen könnten.

Snowdonia Nationalpark

Schließlich erreichen wir Blaenau Ffestiniog, ein ehemaliges Zentrum für Schieferabbau in dieser Gegend und Startpunkt unserer Bahnfahrt. An vielen Orten gab und gibt es hier Bahnstrecken, denn der Schiefer wurde auf ihnen aus den Bergen ans Meer transportiert, von wo aus er verschifft wurde. So auch diese, die nach Porthmadog führt.

Ursprünglich gab es dafür keine Lokomotiven, denn die Strecke war abschüssig und der Lasttransport somit durch die Schwerkraft garantiert. Die leeren Wagen wurden dann von Pferden wieder hinauf gezogen. Eine teure Angelegenheit. Deshalb kaufte man sehr früh schon Lokomotiven – u.a. eine Doppelkessel-Lok, eine sog. Double Fairlie.

Und genau mit so einer Lok voraus geht unsere Fahrt jetzt los nach Porthmadog. Die Wagen sind im viktorianischen Stil gehalten und zusammen mit der unebenen Strecke sowie der doch recht ansehnlichen Geschwindigkeit des Zuges, werden wir kräftig durch geschüttelt. Abenteuerlich enge Tunnel, weite Schleifen, um große Steigungen bzw. Gefälle meistern zu können, großartige Aussichten und kleine verträumte Bahnhöfe liegen auf dem Weg. Eine schöne Fahrt von etwa einer Stunde.

Minford Station

Anschließend geht es mit dem Bus wieder zurück – natürlich nicht, ohne den Ort mit dem längsten Namen Europas, Llanfairpwll­gwyngyllgogery­chwyrndrobwll­llantysilio­gogogoc, wenigstens kurz besucht zu haben. Denn etwas anderes hätte der Nationalstolz unseres Reiseführers, der dieses Wortungetüm selbstverständlich fließend und wirklich bis zum Ende Aussprechen kann, wohl kaum zugelassen.

Der längste Ortsname Europas

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